Deutsches Haus

In Berlin ist nach Angaben der Kreuzberger Opferberatungsstelle Reachout die Zahl der rechtsextrem oder rassistisch motivierten Gewalttaten deutlich gestiegen, wie der Tagesspiegel am 29. Februar berichtete. Die Initiative zählte 158 Taten im Jahr 2011. »Dies ist die höchste Zahl seit 2006«, sagte Sabine Seyb, die Sprecherin von Reachout. 2010 waren 109 Vorfälle registriert worden. Knapp mehr als die Hälfte aller Taten wurde im Westteil der Stadt begangen. Nachdem es lange in den Ostbezirken Berlins weit mehr fremdenfeindliche und rechtsextreme Gewalttaten gegeben hatte, haben sich in den vergangenen Jahren die Zahlen in Ost und West immer mehr angeglichen. In der Statistik der Beratungsstelle liegen rassistisch motivierte Gewalttaten mit 70 Fällen an der Spitze. Am Morgen des 28. Februar randalierte ein 28jähriger Mann vor einem Asylbewerberheim in Potsdam (Brandenburg) und zeigte dabei den Hitlergruß. Wie die Polizei mitteilte, warf der Mann zunächst Steine in Richtung des Hauses, anschließend zerschlug er mit einer Bierflasche die Scheibe der Eingangstür. Der Menschenrechtskommissar des Europarats, Thomas Hammarberg, ist besorgt über die romafeindliche Hetze deutscher Rechtsextremer im Internet. In einem am 27. Februar veröffentlichten Bericht zur Situation der Roma in Europa schreibt er, in Deutschland seien derzeit »aggressive rassistische Kam­pagnen« zu beobachten. In deutschen Naziforen werde etwa zu einer »Sonderbehandlung« für Roma aufgerufen. Der Begriff wurde im Nationalsozialismus als Tarnwort für Morde in Gaskammern verwendet. Wie Der Westen am 26. Februar berichtete, ist die Zahl der von Rechts­extremisten verübten Gewaltdelikte in Nordrhein-Westfalen 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 190 Taten gestiegen. Vor allem in Dortmund, Wuppertal, Aachen, Siegen und Hamm gebe es Gruppen gewaltbereiter Nazis. Das geht aus einer Antwort des Innenministers Ralf Jäger (SPD) auf eine Anfrage der Grünen hervor. Insgesamt wurden in NRW im vorigen Jahr 3 015 Straftaten von Rechtsextremen verübt, teilte Jäger mit. Am Nachmittag des 26. Februar beleidigten Zuschauer den israelischen Fußballspieler Itay Shechter vom 1. FC Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) während eines Trainings im Fritz-Walter-Stadion in antisemitischer Weise. Eine Gruppe von etwa zehn Personen beschimpfte den Spieler und zeigte den »Hitlergruß«. Am Abend des 24. Februar attackierte ein 24jähriger im Männergefängnis Berlin-Plötzensee einen 21jährigen Vietnamesen mit einem Messer. Der Mann rammte dem Vietnamesen das Messer gezielt in die Brust. Die Staatsanwaltschaft geht von Ausländerhass als Motiv aus, sie ermittelt gegen den Angreifer wegen versuchten Mordes. Der Vietnamese erlitt ­lebensgefährliche Verletzungen und musste notoperiert werden. Der 24jährige Angreifer sitzt in Haft, weil er bereits 2011 in einer Pizzeria einen Migranten niedergestochen hat.  MM