Zahmer Drache

Personell präsentierte sich die Piratenpartei nach dem Wahlerfolg im Saarland wie gewohnt. Drei der vier neuen Landtagsabgeordneten sind männlich, zwischen 32 und 43 Jahre alt und arbeiten als Informatiker oder Netzwerkadministra­toren. So wie man sich die Piratenpartei eben vorstellt. Bemerkenswert ist hin­gegen, dass von der männerdominierten Partei, die sich »post-gender« auf die Fahnen schreibt, eine Spitzenkandidatin aufgestellt wurde: Jasmin Maurer. Ihr Piratinnenname lautet Sanguis Draconis, was so viel bedeutet wie »Blutdrache«. Leider konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Wahlparty ihrer Partei anwesend sein, um ihren Einzug in den Landtag zu feiern. Sie entschuldigt sich – natürlich – per Twitter. Eigentlich könnte die Piratenpartei wieder eine präsentable weibliche Politikerin gebrauchen, nachdem Marina Weisband ihren Posten an der Parteispitze aufgegeben hat. Sie hatte wohl keine Lust mehr, antisemitisch beschimpft zu werden und in den Medien nichts anderes über sich zu lesen als Kommentare über ihre Kleidung, ihre Frisur und ihre vermeintliche Liebe zu »My little pony«.
Maurer ist mit 23 Jahren die jüngste Abgeordnete im Saarländischen Landtag. Die Auszubildende zur IT-Systemkauffrau mag Mittelaltermärkte und Tierschutz, was sie nicht mag, sind Genderfragen, womit sie gut in ihre Partei passt. »Unter uns spielt das Geschlecht keine Rolle«, sagt Maurer, und weil Geschlecht keine Rolle spielt, sei es auch besser, »unterrepräsentiert« zu sein »als durch Quote gezwungen«. Damit unterbietet die Piratin noch Kristina Schröders Vorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit.
Diese könnte auf einer anderen Ebene umgesetzt werden. Nach ihren Wahlerfolgen denkt die Piratenpartei nun über die Einrichtung einer eigenen politischen Stiftung nach. Aus einem basisdemokra­tischen Prozess ging als Namenspatronin eine Frau hervor, die wohl dem Idealbild vieler Piraten entspricht: Lara Croft. So setzte sich Frau Croft intern gegen die männlichen Computerspielkonkurrenten Duke Nukem und Commander Keen durch, wie ein Sprecher der ­Piratenpartei der DPA mitteilte. Alternativ könnten die Piratinnen und Piraten, die sich als neue liberale Kraft verstehen, vielleicht die der FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung übernehmen und aus ihr die Lara-Croft-Stiftung machen. Beachtung des Gendermainstreaming gehört dann wohl nicht mehr zu den Fördervoraussetzungen.