Männer, Mutter, Israel

Berlin Beatet Bestes. Folge 146. Sophie Tucker: My Yiddishe Momme (1960)

Sophie Tucker wurde 1886 als Sonya Kalish in der Ukraine geboren und emigrierte als Kleinkind mit ihren jüdischen Eltern in die USA. Bereits als Teenager stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und sang Vaudeville- und Burlesque-Songs. Zunächst trat sie in »Blackface«-Inszenierungen auf, angeblich auf Anraten des Theatermanagements, weil sie »zu fett und hässlich« sei, um ohne die Maskerade vom Publikum akzeptiert zu werden. Die rassistische Maskerade legte sie schnell ab, als sie 1909 erstmals am Broadway auf der Bühne stand. Eine ihrer ersten Aufnahmen auf Wachswalze für Edison Records war 1911 das Stück »Some of These Days«, das auf der B-Seite dieser Single enthalten ist.
Sophie Tuckers Songs sind mit ihrer Frechheit und Lautstärke zeitlos schön. Vor allem die Lautstärke ihrer Stimme erinnert an die Vaudeville-Veteranin, die noch den letzten Zuschauer im hintersten Teil des Theaters aus dem Sitz hauen wollte. Sophie Tucker glich der »Red Hot Mama«, von der einer ihrer Songs handelt. Sie hatte eine festen Gang wie John Wayne und sprühte vor Kraft und weiblichem Selbstbewusstsein. Die Titel ihrer Songs unterstreichen dies: »I Ain’t Taking Orders From Noone«, »No Man is Ever Going to Worry Me« und »Please Don’t Take My Harem Away«. Ihr Song »Aren’t Women Wonderful« ist eine proto-feministische Hymne. Nicht nur ihre anzüglichen Texte, auch ihr Vortrag setzte Maßstäbe. Sie singt zart, schreit, spricht und wechselt in jiddischen Slang. Als weiße Jazzsängerin war sie eine der ersten, die sich der afroamerikanischen Ragtime- und Blues-Tradition verschrieb.
1926 nahm sie ihren größten Hit »My Yiddishe Momme« in einer jiddischen und einer englischen Version auf. Es ist die schönste Liebeserklärung, die ich kenne. Bis zu ihrem Tod 1966 unterstützte Sophie Tucker großzügig Projekte in Israel. Ihr Stück »My People« ist eine Hommage an die Juden und Israel: »You know, it isn’t in every place that we land/that we are received so grand./In some countries they demand/that wanderers must die./The greed and ambitions of/those who know nothing of/honour and human love/have tortured you and I./And yet they’re failin’it/Their simple threat has always met/this reply:/I’m proud to be what god made me/Someday he’ll free my people/Our flag is small but we fight and fall/when other nations call my people/Home and love and peace are the things we care for/Inspired love in one of us/and therefore, we stay alive/We live to survive/the people who deprive/my people.«