»Eine gewisse Note«

Die katholische Organisation Pax Christi empfiehlt in ihrer neuen Kampagne »Besatzung schmeckt bitter«, keine israelischen Produkte zu kaufen, solange Waren aus israelischen Siedlungen im Westjordanland nicht eindeutig gekennzeichnet sind. Der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) unterstützt dies. Kevin Zdiara, der stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Erfurt, hat mit der Jungle World über den Fall gesprochen.

Sie haben Schröter öffentlich kritisiert. Was werfen Sie ihm vor?
Er hat seine Unterschrift unter den Aufruf von Pax Christi gesetzt. Die Kampagne richtet sich einseitig gegen Israel und ist implizit ein genereller Boykottaufruf. Das hat angesichts der deutschen Geschichte eine gewisse Note, ein Vergleich mit dem Aufruf »Kauft nicht beim Juden« liegt nahe. Das zu unterstützen, werfe ich Schröter vor.
Pax Christi behauptet, es gehe nur um Waren aus »völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen«. Schröter sagt, er wolle nicht generell israelische Produkte boykottieren.
Das sind Versuche, die Sache schönzureden. Zum einen gibt es Äußerungen der Vizepräsidentin von Pax Christi, in denen sie ihren Willen zum generellen Boykott israelischer Waren bekundet. Zum anderen gibt es nun mal keine gesonderte Kennzeichnung für Waren aus israelischen Siedlungen. Praktisch gesehen können diese Leute also nur pauschal israelische Produkte boykottieren. Das gibt Pax Christi auch selbst zu.
Wie hat die Öffentlichkeit auf den Vorfall reagiert?
Schröter ist in Thüringen bekannt für sein Engagement gegen den Rechtsextremismus und für die jüdische Gemeinde. Er stellt sich als Opfer einer Kampagne dar, die ihn als Antisemiten stigmatisieren wolle. Die bürgerliche Öffentlichkeit ist deshalb still geblieben. Die NPD hat Schröter gelobt. Aber der Beifall der Nazis hat niemanden zum Nachdenken gebracht.
Martin Borowsky, der Vorsitzende der DIG Erfurt, hat verlangt, sich wieder »stärker auf die Gemeinsamkeiten« mit Schröter zu konzentrieren.
Ich bin über diese Aussage nicht gerade glücklich. Schröter hat mehrmals an Demonstrationen in Israel gegen den Sicherheitswall teilgenommen, in Bad Boll hat er 2010 auf einer der Hamas sehr freundlich gesinnten Konferenz einen Vortrag gehalten, er hat sich gegen die Gaza-Blockade ausgesprochen, er hat den israelischen Sicherheitswall mit der Berliner Mauer verglichen. Über Selbstmord­attentate, den Raketenbeschuss aus Gaza oder die Anstachelung zum Hass auf Juden hat er kaum gesprochen.