Roboter im Rausch

Upset! The Rhythm ist ein tolles Label. Im Portefeuille dieser 2003 von ein paar tödlich gelangweilten Londoner Kids aus der Taufe gehobenen Firma lärmen, schwelgen und tanzen etwa die superben Post-Garagen-Rocker No Age, der von Alain Badious Philosophie inspirierte Musiker John Maus und die ÜberwältigungsPopper High Places. Mit großem Gewinn lassen sich auch zwei jüngere Veröffentlichungen des Labels anhören. Die wahnsinnigere der beiden heißt »Jazz Mind« und ist von einem Duo namens Ed Schrader’s Music Beat. Ed Schrader und Devlin Rice kommen aus Baltimore, spielen Minimal-Bass und ein wummerndes Schlagzeug. Schrader singt mit der Stimme eines dramatisch gestimmten Roboters; sein magisch-theatralischer Vortrag erinnert an den späten Scott Walker, Ian Curtis und John Maus zugleich. Immer kompromisslos, bisweilen irritierend sperrig, zitiert »Jazz Mind« experimentelleren Postpunk, wie PiL ihn einst spielten. Zelebriert wird eine Sorte Irrsinn, die sich selbst nicht zu ernst nimmt und in ihrer skurrilen Bedrohlichkeit durchaus Parallelen aufweist zu den frühen Platten der Butthole Surfers.
Super ist auch die bereits Ende Februar erschienene EP des Brightoner Girl-Duos Peepholes. »Caligula« ist elektronisch verstärkter Paranoid-Pop, ansprechend ­dilettantisch inszeniert, mit hübschem Trommel-Tamtam, wavig getöntem Indianermädchengesang, noisigen Space-Gitarren und monoton wummernden Suicide-Synthie-Sounds.

Ed Schrader’s Music Beat: Jazz Mind (Upset! The Rhythm/Carg)
Peepholes: Caligula (Upset! The Rhythm/Cargo)