Es lauert

Die Verrückten sind wieder da! Und überraschen prompt mit einem nahezu lupenreinen Elektronikalbum, nachdem auf »Sisterworld« (2009) hübsch abgerissen rumgelärmt wurde. Zeitgemäß klingt »WIXIW«, regelrecht frisch. Kein Psychoblues-Gitarrenriff weit und breit, dafür viel gerade Bassdrum. Retro? War gestern. Der kaputten Seite von L.A. huldigen die Liars aber weiterhin. Kalifornische Nagelpflegestudios besuchen die drei immer noch nicht.
Im Video zum grandios-hypnotischen Up-Tempo-Schauer-Hit »No. 1 Against the Rush« spielt Angus Andrew das Opfer eines Serienkillers in Rentnergestalt: Der alte Mann verfolgt unseren Sänger im Van, nachdem er ihm ein erstes Mal entkommen konnte. Ein zweites Mal gelingt ihm das nicht. Das Video ist so unterhaltsam wie verstörend, zumal in dieser seltsamen Rollenkonstellation. Ein guter Schauspieler ist der langhaarige Schlaks Andrew allerdings nicht. Und am besten funktionieren die neuen Stücke, von denen alle am Computer entstanden sind und viele auf leicht schrägen, bisweilen ambientartigen Loops basieren, sowieso ohne vorgegebenes Bildmaterial. Der Albtraum im eigenen Kopf ist am unheimlichsten.
Als Sänger gibt Andrew sich lasziv-autistisch, säuselnd-ätherisch. Bisweilen klingt er einsam, traurig gar, aber auch bedrohlich. Ein melancholischer Psychopath. Seine Kinder möchte man diesem Typen auf keinen Fall anvertrauen.
Das Studio der Liars befindet sich in L.A. ­unter dem Freeway 101. Eine herrlich unwirtliche Umgebung – wie gemacht für dieses schrecklich-schöne Album. Es springt nicht, es lauert.

Liars: WIXIW (Goodtogo/Mute)