Keine Hose für Wolfgang Joop

Das Berliner Kino International strahlt an diesem düsteren Abend Ende Oktober besonders hell. Das Foyer leuchtet im Licht der Scheinwerfer, im Eingangsbereich liegt ein roter Teppich. Es geht um den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Ausgerichtet wird die Gala von der Agentur DMY, die in Berlin das internationale Designfestival veranstaltet. Eigentlich wollte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler höchstpersönlich die Preise überreichen, nun nimmt er an einer Talkshow teil und hat Staatssekretärin Anne Ruth Herkes ins Kino geschickt. Mit ihrer Rede dürfte sie zumindest den Geschmack ihres Chefs getroffen haben. Es geht um »Leistung« und »Wirtschaft«, sie endet mit einer Kampfansage an die Produktpira­terie. Dass einer der ersten Preise für einen Firmengeschäftsbericht mit dem Titel »Aufschwung durch Ableben« im Bereich Kommunikationsdesign vergeben wird, entbehrt da nicht einer gewissen Komik. Die zehn Preisträger präsentieren sich nicht so geschäftsbeflissen, wie man nach dem Auftritt der Staatssekretärin befürchten konnte. Die Macher des Magazins Der Wedding antworten der Mode­ratorin auf die Frage, warum sie nicht den tollen Bezirk Mitte gewählt hätten, ihnen gehe es um Alltagskultur. Der Designer, der beim Wacken Open Air auf die Idee für »The Electric Hotel« kam, das nun auf Festivals regenerativ erzeugte Energie zur Aufladung von Handys anbietet, kommt der Aufforderung der Moderatorin, auf der Bühne zu headbangen, nicht nach. Und die Designer von »The Cave«, einem Zelt zum Aufblasen, berichten lieber vom windigen Surfurlaub, bei dem sie zum ersten Mal über Camping ohne Zeltstangen nachdachten, als über Marketingstrategien. Zuletzt wird Wolfgang Joop für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Modedesigner zeigt sich zunächst gerührt, um dann lautstark über die Kleidung der Anwesenden zu klagen. Vor allem die Hosen gefallen ihm nicht, sagt er. Und blickt dabei demonstrativ abschätzig auf das silbrig schimmernde Exemplar der Moderatorin.