Parallelwelten

Was wäre, fragt der Harvard-Physikprofessor Brian Greene (»Das elegante Universum«), wenn das Universum »nicht die Gesamtheit aller Dinge« wäre? Wenn »es zwei, drei, ja unendlich viele Universen gäbe«? Klingt fast, als würde sich durch die Bestätigung solcher Annahmen an unserem Allerweltsalltag dramatisch etwas ändern, was kaum der Fall sein dürfte. Gleichwohl hat sich das Thema »Parallelwelten« mächtig entwickelt – vom Topos spinnerter Science Fiction zum Gegenstand seriöser Physik.
In seinem jüngsten Buch »Die verborgene Wirklichkeit« zeigt Greene, wie man das macht: einen anspruchsvollen, voraussetzungsreichen Untersuchungsgegenstand ebenso verständlich wie spannend darzustellen. An die Anfänge der Kapitel über »Die Grenzen der Wirklichkeit«, »schwebende Universen«, das »Quanten-Multiversum« oder »holographische Multiversen« hat er bündige Einführungen in die Relativitätstheorie, die Quantenmechanik und die Stringtheorie gestellt – Rüstzeug für weiteres. Inwiefern die Quantenmechanik nahelegt, »dass jede in ihren Wahrscheinlichkeitswellen verkörperte Möglichkeit in einem aus einer Riesenzahl von Paralleluniversen realisiert ist«, kann man so beinahe verstehen.
Greene ist sich sicher, dass es Paralleluniversen gibt, beweisen ließe sich das nicht. So gesehen handelt es sich um eine Frage des Glaubens jenseits der Religion. Dass der Autor von wissenschaftlichen Zweifeln gerade nicht schweigt, macht das gute Buch noch interessan­ter.

Brian Greene: Die verborgene Wirklichkeit. Paralleluniversen und die Gesetze des Kosmos. Siedler-Verlag, Berlin 2012, 448 Seiten, 9,95 Euro