Troll dich

Die meisten Prominenten, die aus welchen Gründen auch immer einen Twitter-Account betreiben, nutzen die 140-Zeichen-Messages hauptsächlich zur Selbstdarstellung. Neues Dies, kommendes Das, ausführlich werden Fans über alles unterrichtet, was den Ruhm des Stars mehren könnte. Wirkliche Kommunikation findet jedoch meist nicht statt. Bei Politikern ist das anders, die wollen schließlich gern gewählt werden, weswegen sie durchaus auch auf Fragen antworten oder sich in Diskussionen einmischen.
Einen ganz eigenwilligen Twitter-Stil pflegt Erika Steinbach, Vorsitzende des Bundes der Vertrieben und CDU-Bundestagsabgeordnete. @SteinbachErika, so heißt ihr verifizierter Account, passt insofern gut zum Schlechte-Laune-Social-Media-Dingens Nummer eins, als dass sie sich, ebenso wie die Millionen anderer User, leidenschaftlich gern beklagt und aufregt. Und zankt – Steinbach diskutiert ihre in aller Regel nicht twittermehrheitsfähigen Positionen nicht selten ausdauernd mit jedem, der gerade da ist und sich empört zeigt. Am 24. Oktober war sie jedoch einfach nur sauer: »Das #@ZDF hat im Bericht über die Kanzlerdebatte im BT die Berichterstattung über Trittin atemberaubend manipuliert!!!« twitterte sie, weil in einen Bericht über den Schlagabtausch zwischen Steinbrück und Merkel eine Szene mit Trittin gezeigt worden war, der jedoch gar nicht vor Freude über die Rede des SPD-Kanzlerkandidaten die Faust geschwungen hatte, sondern so während einer Brüderle-Rede reagiert hatte. Das ZDF stellte seinen Fehler richtig. Erika Steinbach aber rantete ausdauernd über diese Ungeheuerlichkeit bzw. über »das manipulierende @ZDF«, bis es dem offiziellen ZDF-Twitter-Account schließlich zu bunt wurde und er kurz und knapp antwortete: »@SteinbachErika Was und an wen sie glauben steht ihnen frei. Aber hören sie bitte auf uns zu trollen. Danke.«