Besetzt die besetzten Gebiete!

Israel und die Palästinenser haben sich vor kurzem auf eine weitere Episode der Seifenoper Nahost-Konflikt eingelassen. Frieden wurde geschaffen, zumindest vorübergehend. Obwohl niemand wirklich daran glaubt. Was tun? Die verschiedensten Vorschlägen werden umhergeworfen, von der Gründung eines überlebensfähigen palästinensischen Staates bis zum Bau einer Mauer. Neu sind die Vorschläge nicht, und sie wurden schon öfter wieder zunichte gemacht, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Teile der zwei Parteien sich wie die Pest hassen. Dennoch sind sich alle darüber einig, dass etwas getan werden muss. Wenn schon nicht zum Wohl der Israelis und der Palästinenser, dann für den Rest der Menschheit, der einen ultimativen Showdown fürchtet oder einfach nicht mehr davon hören kann.
Angesichts dessen schlage ich einen neuen Plan vor. In mindestens einem anderen Kontext hat er schon funktioniert. Warum sollte man nicht den Ansatz von »Occupy Wall Street«, der Bewegung, in der entfremdete Amerikaner ihren Klagen über den Normalbetrieb Luft machen, auch im Nahen Osten anwenden? Nehmen wir einfach diese inzwischen nutzlosen Protestierenden und schicken wir sie an eine neue Front, ins Zentrum dieser Angriffe und Gegenangriffe: Besetzen wir die besetzten Gebiete!
Stellen Sie sich nur einmal vor, was einige gut platzierte Hipster in Splitterschutzwesten tun könnten. Sie würden sich entlang der Grenzen aufstellen und der Welt Schilder mit ihren Forderungen entgegenhalten. Statt »Raus mit dem Geld aus der Politik!« könnten sie »Raus mit der Menschheit aus der Westbank«! rufen. Und »Wir sind die 99 Prozent« könnte umgeschrieben werden zu »Wir geben zwei Cent dazu«. Die Besetzung der besetzten Gebiete könnte die Kriegsparteien ablenken und sie gegen einen gemeinsamen Feind vereinen. »Diese abscheulichen Hipster«, könnte Mohammed sagen. »Ich weiß«, könnte Abraham ihm beipflichten. »Ihre Sprechchöre sind so laut, das ich lieber taub wäre. Und ihre Aussprache ist so schlecht, dass ich sie nicht einmal verstehe.«
Falls alles gutgeht, könnten wir beide Seiten sogar beim Händehalten beobachten, wie sie Protestlieder gegen ihre neuen Unterdrücker singen: »Israelistina für Semiten« vielleicht. Oder »Palisrael gegen Partykiller.«
Natürlich ist es ein ungewöhnliches Szenario, aber in einem Land, das blutgetränkt ist, weil zwei Bevölkerungsgruppen sich weigern, einfach nebeneinander zu leben und es gut sein zu lassen, wäre es einen Versuch wert. Gute Zäune machen gute Nachbarn, wie man in Amerika sagt. Und schreiende Jugendliche lassen alle für Frieden und Ruhe beten.

Zur Kolumne in der Originalfassung.