Die erste Jägerin

Endlich schmilzt das Eis und es wird etwas grüner. Der Klimawandel hat also doch sein Gutes, zumindest hoffen viele der rund 57 000 Einwohnerinnen und Einwohner Grönlands, dass der Reichtum nicht mehr lange auf sich warten lässt, wenn die unter dem Eis liegenden Bodenschätze leichter ausgebeutet werden können. Aleqa Hammond möchte dafür sorgen, dass dies sozial und ökologisch verträglich geschieht. Die seit Freitag vergangener Woche amtierende Ministerpräsidentin Grönlands, deren sozialdemokratische Partei Siumut bei den Wahlen Mitte März 42,8 Prozent der Stimmen erringen konnte, kündigte daher an, einige Entscheidungen der sozialistischen Vorgängerregierung zu revidieren. Diese hatte unter anderem einem britischen Minenunternehmen die Ausbeutung von Eisenerz in Aussicht gestellt, für das es 2 000 Arbeiter aus China einfliegen wollte, die zu Billiglöhnen arbeiten sollten. Hammond will außerdem die Abgaben für ausländische Unternehmen erhöhen und keine neuen Lizenzen für Tiefseebohrungen nach Öl und Gas erteilen sowie die Sicherheitsauflagen für Offshore-Projekte überprüfen, da große ökologische Risiken bestehen. Grönland solle nicht von einer dänischen Kolonie zu einer für Rohstoffe werden, sagte sie im Wahlkampf.
Richtig grün ist die 47jährige aber nicht unbedingt, das Verbot der Förderung von Uranerz, über das Grönland in großen Mengen verfügen soll, möchte sie aufweichen und gegen die Ausbeutung der Bodenschätze hat sie grundsätzlich nichts. Schließlich geht es darum, den Lebensstandard auf Grönland zu erhöhen und endlich von Dänemark unabhängig zu werden, das immer noch einen großen Teil des Staatsbudgets finanziert und in außenpolitischen und Verteidigungsfragen das letzte Wort hat. Ein weiteres Anliegen ihrer Regierung ist die Bewahrung der traditionellen Inuit-Kultur und der Fischerei. Hammond stammt selbst aus einer Jägerfamilie, als Mädchen hatte sie es nicht immer leicht. Mit 15 Jahren machte sie sich zu einer mehrjährigen Weltreise auf, studierte später in Kanada und arbeitete in Grönland im Tourismussektor. 2005 amtierte sie für die Siumut zunächst als Familien- und Justizministerin. 2008 trat sie aus Protest gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder als deren Finanzministerin zurück. Das machte sie bei der Bevölkerung noch beliebter. Und nun hat sie es sogar zum ersten weiblichen Regierungsoberhaupt Grönlands geschafft.