Wahrheit I

HipHop-Honks. »Habt ihr dat vielleicht selbst gemacht? Habt ihr dabei an dat Geld gedacht? Habt ihr dafür die eigenen Leute getötet, weil ihr dat Öl da drüben so dringend benötigt?« Mit feiner Rhetorik klärt uns Die Bandbreite in ihrem Song »Selbst gemacht« über die »wahren« Hintergründe der Ereignisse des 11. September 2001 auf. Der Verschwörungstheoretiker Christoph Hörstel reagierte angetan auf das Duisburger HipHop-Duo. Erst vor kurzem konnte er die beiden dafür gewinnen, seiner Partei »Neue Mitte« (»Illegale Zuwanderung ist entschlossener zu bekämpfen als bisher«) einen Song auf den Leib zu schneidern. Dass Dieter Dehm, Spitzenkandidat der Linken in Niedersachsen, Die Bandbreite für das Begleitprogramm zum Bundestagswahlkampf ins Spiel gebracht hat, ist so verwunderlich nicht. Vorgeblicher Antifaschismus – gern krudester Form – kommt im angesprochenen Milieu gut an. Außerdem: Was soll von einem Liedermacher wie Dehm erwartet werden, der sich problemlos zu Heinz Rudolf Kunze gesellt? oko
Wahrheit II
Ethik-Elysium. Die menschlichen Bedürfnisse sind ja so unterschiedlich. Es soll Leute geben, die sich tagelang über Telefontarife austauschen können oder über Produkttests und mühsam im Internet gesammelte Wahrheiten hinsichtlich Lebensmittelzusammensetzung philosophieren. Überhaupt: Ernährung. Alles ist ungesund, macht fett oder ist zumindest unethisch. Wer ernst genommen werden und wenigstens morgen noch extrafit zur Arbeit erscheinen will, kann sich nicht genug mit diesem Thema auseinandersetzen. Ja, am besten wird die einzig richtige Ernährung gleich zum bestimmenden Thema des alltäglichen Lebens. Veganz hilft dabei, sich ethisch wunderbar angenehm einzurichten. Der vegane Supermarkt unterhält bereits zwei Filialen in Berlin, eine in Frankfurt, hat sich nun auch in Hamburg niedergelassen und plant, bis Ende 2015 europaweit 20 Märkte zu betreiben. Ob es jemand schafft, den Erfolg der Kette als Beweis der radikalen Gesellschaftskritik dieser besonderen Ernährungsweise zu deuten?   oko
Wahrheit III
Die Heilige Schrift. Der Stoff ist seit jeher ein Renner. Ob als Film, Buch, Gemälde oder Skulptur: Bible sells! Schließlich ist die Story der Hammer und nicht zuletzt in Popkulturzusammenhängen beliebt. Man denke nur an die schönen Texte der christlichen Metal-Band Stryper (»We are the soldiers under God’s command/We hold His two-edged sword within our hands/We’re not ashamed to stand up for what’s right/We win without sin, it’s not by our might«) oder an Xavier Naidoo. Nachdem 2009 der US-amerikanische Illustrator Robert Crumb sich das Buch Genesis vorgenommen hat, lanciert nun der in Florida ansässige Verlag Kingston ein Mammutprojekt. Es soll die »umfassendste graphische Adaption der Bibel, die es je gegeben hat«, werden. 2 000 Seiten, aufgeteilt in zwölf Bände – der Verlag möchte die Graphic Novel als »Marvel des religiösen Markts« verstanden wissen. Tatsächlich haben viele Beteiligte mit Marvel und DC zusammengearbeitet, was ein Garant für die Durchschlagskraft des Projektes sein dürfte.   oko
Wahrheit IV
Tanz den Berdimuhamedow. Sie sang ihre größten Hits, schlüpfte dann in Landestracht und gab dem turkmenischen Präsidenten ein Geburtstagsständchen. »Hätte Jennifer Lopez gewusst, dass es Probleme mit den Menschenrechten gibt, wäre sie nicht aufgetreten«, rechtfertigte JLos Sprecher ihren Auftritt vor Gurbanguly Berdimuhamedow. Ja genau. Man kann ja nun wirklich nicht immer alles wissen. Lass dich nicht kleinkriegen, JLo!   oko