Über den Celebrity-Lifestyle-Film »The Bing Ring von Sofia Coppola

Erhaben banal

Unter dem Schmutz des Starkults leben echte Menschen: »The Bling Ring« von Sofia Coppola.

Ist der Celebrity-Lifestyle wirklich in so greifbarer Nähe, wie es uns »The Bling Ring« und das öffentlich zur Schau gestellte Privatleben der Stars glauben lassen? Sofia Coppola, eine der angesagtesten Regisseurinnen der Gegenwart, selbst Stilikone und Celebrity, orientiert sich in ihrem fünften Kinofilm an wahren Begebenheiten. Zwischen 2008 und 2009 plünderte eine Gruppe hübscher Mittelschicht-Teenies die Häuser zahlreicher in L.A. lebender Promis. Sie stiegen in Villen ein, durchwühlten Kleiderschränke, ließen Handtaschen, Uhren, Schuhe im Wert von mehreren Millionen Dollar mitgehen, um zu Glamour und Fame zu kommen. Dass sie das Internet nicht nur dazu nutzten, die Adressen und Aufenthaltsorte ihrer Opfer in Erfahrung zu bringen, sondern sich gleichsam via Social Media in geklauten Klamotten inszenierten, sollte sich als Fehler erweisen.
Im wahren Leben genießt das Geschäft mit der Berühmtheit keinen guten Ruf. Obwohl die halbe Welt von der eigenen Großartigkeit überzeugt ist und glaubt – immer mit der Hoffnung, im Leben möglichst vieler eine Rolle zu spielen –, die Öffentlichkeit über jede Nebensächlichkeit informieren zu müssen. Celebrity-Culture gilt als schmutzig, ihre Auswüchse werden Promigeilheit genannt und gewöhnlich als Obsession derer abgetan, die über wenig Hirn, Geld oder Leben verfügen: Alles nur schlichter Voyeurismus, eine ekelhafte Bewunderung, die ohne die Lust am Scheitern der Anderen nicht zu haben ist.
Setzte sich Coppola in »Marie Antoinette« und »Somewhere« bereits mit offen zur Schau gestelltem Reichtum auseinander, beschäftigt sich »The Bling Ring« mit dem Pauschalurteil über Starkult und Berühmtheit. Coppolas Figuren sind nicht beschränkte Opfer einer Ideologie, sie sind komplex gezeichnet. Die Regisseurin interessiert sich nicht dafür, die Raubzüge moralisch zu bewerten, sondern versucht, ernsthaft und mit Lust an der Banalität das Verhältnis der jungen Frauen zur Celebrity-Culture nachzuzeichnen und zu verstehen. Was spricht denn auch dagegen, sich den Fame einfach zu schnappen, wenn auch Celebrities ihn sich nicht verdienen müssen? Es geht Coppola nicht zuletzt um Selbstverwirklichung. Und darum, dass alles im Überfluss vorhanden sein sollte. Bitte greifen Sie zu. Ein schöner Film.

»The Bling Ring«. USA 2013. Regie: Sofia Coppola.
Filmstart: 15. August 2013