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Höchstwahrscheinlich haben Sie es schon mitbekommen: Bei uns im Hof wird gebaut. Seit Wochen. Höchstwahrscheinlich können Sie sie auch gar nicht mehr ­lesen: unsere Beschwerden über Lärm, Staub, versperrte Wege, Teerdämpfe und noch viel mehr Lärm. Jetzt mussten Sie doch noch einmal das alles lesen, was zwar besser ist, als es selbst zu erleben, aber wir wollen uns ja gar nicht weiter beschweren. Es ist ja auch nicht die einzige Baustelle auf dieser Welt. Wo etwas entstehen soll, muss eben laut und staubig gebaut werden. So staunen wir jeden Tag aufs Neue, wie eine Schicht nach der anderen im Hof aufgetragen wird, nachdem zuvor eine Schicht nach der anderen abgetragen wurde. Hellgrau, grau, rot, schwarz, dunkelgrau – eine breite Palette an Bodenbelägen wird hier verarbeitet. Derart versiegelt wird dem Hof nicht einmal mehr die nächste Eiszeit etwas anhaben können. Und doch laufen wir meist achtlos über die oberste Schicht hinweg, ohne daran zu denken, was für Wunder sich darunter verbergen.
Doch auch innerhalb der Redaktionsräume gibt es ­einiges zu entdecken. Gar nicht öde hat die Natur filigranste Schimmelbäumchen auf dem dreckigen Geschirr in der defekten Spülmaschine entstehen lassen, fast zu schön, um sie durch Abspülen wieder zu zer­stören. Was es sonst hier an Filigranem und Kunstvollem zu bewundern gibt, durften Sie bereits an dieser Stelle lesen. Manches wiederholt sich eben. Und falls Sie genau aufgepasst haben, wissen Sie auch, was auf Sie Anfang Oktober zukommt. Richtig: unsere jährliche Auslandsausgabe zur jährlichen Jungle-Reise. Diesmal heißt unsere Baustelle Ungarn. Schicht um Schicht werden wir aufdecken und zu einer bunten Palette zusammenfügen, von heiligen Vögeln über völkische Heiler bis zu Pop und Paprika. Repetitiv wird daran nichts sein, versprochen, auch wenn wohl öfters mal Nazis und Faschisten auftauchen werden – davon gibt es einfach zu viele. Unter der nationalistischen Teerschicht wollen wir aber auch nach anderen Themen graben. Damit Sie sich auf unseren Ungarntopf in Ruhe vorbereiten können, wird in der letzten Septemberwoche leider keine Ausgabe erscheinen. Wo gebaut wird, gibt es eben manchmal Umleitungen. Dafür ist unsere Baustelle garantiert staub- und presslufthammerfrei und ihr Endprodukt kommt, doppelt dick und extra scharf, am 2. Oktober sogar bis zu Ihnen nach Hause. Sollten Sie noch kein Abonnement haben, ist dies eine gute Gelegenheit: Alles zum Paprika-Abo erfahren Sie im Dschungel auf Seite 9. Bis zu un­serer Abreise nach Budapest ist es noch etwas hin, aber die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Ganz ohne Lärm und Bauschutt. Geht doch!