Platte Buch

Filmisch minimal

»Are you in a hurry?« Diese Frage stellt Lucrecia Dalt zu Beginn ihres neuen Albums, um anschließend zielstrebig an einen Ort der Zeitlosigkeit zu gehen: »Syzygy«. Der Ankündigungs-Clip beschreibt ihn so: »No place is this, and no whole thing can exist here. A state of eternal oscillation.« Es ist ein Raum warm pulsierender Sub-Bass-Drones, drängelnd unheimlicher Arpeggios und in unaufgeregter Stimmlage vorgetragener Sprachfetzen auf Englisch, Spanisch und Katalanisch. Die Sounds der neun Songs sind dicht miteinander verwoben und verlassen Syzygy nie. Und man will diesen Raum auch gar nicht verlassen – trotz der anhaltenden Spannung zwischen Bedrohung und Geborgenheit. Die in Kolumbien geborene Dalt lebt nach einem Zwischenstopp in Barcelona nun in Berlin. Ihre ersten musikalischen Verbindungen dorthin stammen noch aus einer Zeit, in der Myspace genutzt wurde und ein wimmelndes Portal ungehörter Musik und Möglichkeiten war. Dalt bekam eine Nachricht von Gudrun Gut und befand sich daraufhin 2008 unter anderem mit der inzwischen zum Underground-Darling gewordenen Julia Holter auf der dritten Compilation der Monika-Enterprise-Serie »4 Women No Cry«, die unbekannte Musikerinnen aus Elektronik, Experiment und Pop gekonnt zusammenbrachte. Wurde ihr Sound damals noch in der Nähe geradlinigen Pops verortet, hat sich Dalt inzwischen weiter Richtung Minimalismus und filmischer Szenographie bewegt. Eine Entwicklung, die wohl die Eindringlichkeit des ansonsten zeitlosen Albums erklärt.

Lucrecia Dalt: Syzygy (Human Ear Music)