Die kleinen Helfer

Heutzutage wird darüber nachgedacht, Tieren Menschenrechte zu verleihen, und über die Bewusstseinsebenen von Pflanzen diskutiert. Das sind sicher überlegenswerte Möglichkeiten, den eigenen Blick auf die Welt zu verändern. Man könnte jedoch einen Schritt weitergehen und auch den Maschinen zugestehen, dass sie vermutlich eine Art Seele haben. Eigenleben zumindest kann ihnen niemand absprechen. Warum sonst verweigern beispielsweise Autos oder Drucker ihre Dienste immer dann, wenn man sie besonders dringend braucht? Ist es ein Schrei nach Liebe? Nach Anerkennung ihrer Tätigkeiten? Nun fahren viele Städter kein Auto mehr, weil es ihnen peinlich geworden ist. Was wir aber alle haben, sind alte Küchengeräte. Geräte, die ihren Job mehr oder weniger zuverlässig erledigten, die aber aus unterschiedlichen Gründen aus der Mode gekommen sind. Sie wurden aussortiert, ihrer Aufgabe beraubt, obwohl sie ständig bereit wären, uns zu zeigen, dass sie ihre Arbeit noch sehr gut erledigen könnten. Wenn wir sie nur mal machen lassen würden!
Aber nein, wir packen sie in dunkle Ecken, in Abstellkammern und Keller. Sie wegzuschmeißen, haben wir nicht übers Herz gebracht. Viele von ihnen haben auch Macken, die nicht schönzureden sind. Aber man kann sie trotz des zwangsweisen Rentnerdaseins, in das wir sie geschickt haben, hin und wieder spüren lassen, dass wir ihre Arbeit schätzen. Holt sie raus, die alten Waffeleisen, die, nur weil sie den Teig entweder verbrennen oder so festhalten, dass das Ergebnis mehr einem Kaiserschmarrn als einer Herzwaffel ähnelt, aussortiert wurden. Oder den Toaster, der noch ohne Springautomatik sein Geschäft betrieben hat. Ja, die Hälfte eines Toastbrots verbrennt, weil man, auch wenn man direkt davor hockt, einfach vergisst, die Brotscheibe umzudrehen. Daran trägt das Gerät keine Schuld, das sind Probleme, die der Arbeitgeber, also wir, einfach nicht in den Griff bekommen. Doch wer wird entlassen wegen angeblich mangelnder Effizienz? Der schwächste Arbeiter, der ohne gewerkschaftliche Unterstützung ist. Da kann er noch so viele Jahre durchgeackert und auf eine lebenslange Anstellung gehofft haben – er kommt weg, nur weil er hin und wieder mal einen Fehler macht und zu heiß wird. Wer von uns hat im Job noch nie gepatzt? Holt ihn wieder raus, gerade jetzt in der Weihnachtszeit! Die elektrische Brotschneidemaschine kann doch am allerwenigsten etwas dafür, dass sie überflüssig ist. Schneidet mit ihr, sie wird es glücklich machen. Hört auf zu behaupten, ihr würdet selbst wissen, wann ein Ei lange genug gekocht hat, überlasst das dem Eierkocher. Muss ja nicht ständig sein, im Großen und Ganzen sind die Geräte natürlich froh über ihr ruhiges Pensionärsleben, aber die Erfahrungen, die sie gesammelt haben, wollen sie auch an die nächste Generation weitergeben.