Gewöhnliche Skandalnudel

Der Komiker Harald Schmidt findet seine Redeweise lustig und widmete ihm bereits viele Witze, doch ansonsten glänzt Ronald Pofalla vor allem durch Unauffälligkeit. Zielstrebig ist der 54jährige Konservative und gut vernetzt, so hat er sich aus bescheidenen niederrheinischen Verhältnissen als treues CDU-Mitglied seit 1975 bis nach ganz oben, an die Seite Angela Merkels, hochgearbeitet, aber Ehrgeiz und Karrierepflege gehören in der Politik eben dazu. Auch den obligatorischen Verdacht auf Steuerhinterziehung hat er überstanden, im August 2000 wurde ein diesbezügliches Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt. Manchmal etwas ungestüm soll er sein und ausfallend gegenüber Kollegen werden, aber man muss sich eben durchsetzen im Politikbetrieb – auch das unterscheidet Pofalla nicht sehr von anderen Ministern und Abgeordneten. Vornehm zurückgehalten hat er sich hingegen während der Enthüllungen über die Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen und deutschen Nachrichtendiensten in der sogenannten Überwachungsaffäre. Da fiel ihm einfach nichts Richtiges ein, was er hätte sagen können, und er erklärte das Problem einfach für gelöst. Vielleicht wusste er einfach zu wenig, man kann sich ja auch nicht um alles auf einmal kümmern mit dieser Doppelbelastung als Chef des Bundeskanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben. Diese Zurückhaltung wurde ihm jedoch angekreidet, schließlich war er in ersterer Funktion von Oktober 2009 bis Dezember 2013 auch Beauftragter der Bundesregierung für Nachrichtendienste.
Als bei der Kabinettspostenvergabe der Großen Koalition für ihn als »Minister ohne Geschäftsbereich« auch noch das »Minister« wegfiel, verzagte er nicht, sondern dachte offenbar bereits über zukünftige Geschäftsbereiche nach und erzählte, er wolle nun mehr Privatleben und vielleicht in die Wirtschaft gehen. Dabei hatte er anscheinend ein ICE-Bordrestaurant im Sinn. Anfang dieses Jahres wurde berichtet, er wechsle womöglich in den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Doch davon wussten seine potentiellen Kollegen angeblich noch nichts und seine »Abteilung für politische Kontakte« muss erst noch geschaffen werden. Kritik erntet Pofalla für diese Weiterbeschäftigungspläne nun aus fast allen Parteien, zumal er einst Gerhard Schröders schnellen Wechsel in die Privatwirtschaft kritisiert hat. Doch der Karriere wird’s schon nicht schaden.