Talmi

Jung und ­versaut II

Wer den Fehler macht und sich für teuer Geld eine deutsche Filmproduktion im Kino anschaut, ist doppelt angeschmiert. Nicht nur muss er das geradezu Hitlerische Chargieren deutscher Mimen ertragen; nein, vorab haut ihm die bundesrepublikanische Filmwirtschaft auch noch ein Informercial um die Ohren. Ein paar junge Leute versuchen da, im kunsthistorischen Museum antike Gemälde auf einen Kopierer zu legen. Und stellen sich dabei natürlich total doof an. Luuus-tig! Richtig, es geht um illegale Downloads, das größte Verbrechen des 21. Jahrhunderts, der wahre Grund für Vorratsdatenspeicherung und IP-Schnittstellen bei der Polizei, folgerichtig schließt der Spot mit dem Hinweis: »Dieser Film wurde finanziert mit Abmahnungen illegaler Downloads.« Der Größenwahn einer deutschen Filmbranche, der ihr provinziell-stumpfes Kameragewackel je schon als unsterbliches, museumsreifes Meisterwerk gilt, ist das eine; das andere ist der Verantwortliche für den Spot, ein junges Medienfrettchen namens Tobias Ketelhut, der von seinen Freunden für diesen rabiaten, schambefreiten Bockmist wenn nicht in aller Öffentlichkeit geohrfeigt, so doch wenigstens von allen künftigen Film- und Serienguckabenden ausgeladen werden dürfte, und zwar lebenslänglich. Was sind das für Leute, die so etwas tun, die sich mit dem Geld abgezockter Schwarzseher ihr Filmstudium finanzieren? Ausweislich seines Xing-Profils kommt Tobias aus Bad Honnef, sucht derzeit Praktika in der Filmbranche und sieht genauso aus wie jemand, der für ein Praktikum bei Til Schweiger mindestens eine Niere und zwei Eier verkaufen würde. Xing meldet mir »0 % Gemeinsamkeit« zwischen mir und Tobias Ketelhut. Immerhin.