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HipHop is Dead

Begeisterungsstürme lösen Veröffentlichungen, die mit dem Londoner Label Ninja Tune in Verbindung stehen, kaum mehr aus. Die charakteristische Mischung aus verschrobenen Klängen und eher geradlinigen Beats verleitet in den meisten Fällen dazu, das Wort »solide« gebrauchen zu wollen. Anders verhält es sich bei den Young Fathers aus Edinburgh, deren Album in Europa auf Big Dada erscheint, einem Sub-Label von Ninja Tune.
Konnte man sich der Strahlkraft der Young Fathers schon seit ihren spannenden EPs – angenehm schmucklos mit »Tape One« und »Tape Two« betitelt – nicht entziehen, hantiert das Trio auf »Dead« mit Beats, die Genregrenzen sprengen und auf dem Dancefloor genauso funktionieren wie im Wohnzimmer. Auf diesem Album passiert inhaltlich und musikalisch so viel, dass es nicht statthaft wäre, es auf eine einfache Formel zu bringen. Nur so viel: »Dead« verbindet das Direkte des US-ame­rikanischen HipHop gekonnt mit dem Um-die-Ecke-Denken britischer Grime-Künstler.
Die Bandmitglieder sind liberianischer, nigerianischer und schottischer Herkunft, ihre Musik aber scheint völlig von Orten losgelöst. »Dead« klingt nach ausgeklügelter Avantgarde, ein wirklich spektakuläres Album ist es aber, weil es auch als eingängiges Pop-Werk funktioniert – es ist fordernd und zugänglich zugleich. Musik, die einen in Zeiten internetbedingter Aufmerksamkeitsdefizite für länger als ein paar Stunden bei der Stange hält, vielleicht sollte sie genau so klingen. Ziemlich sicher sogar.

Young Fathers: Dead (Big Dada/Rough Trade)