Gute Zusammenarbeit

Fälscher. Wenn man den Milli-Vanilli-Skandal mit der Causa Guttenberg zusammenlegen und dann noch die gefälschten Hitler-Tagebücher draufpacken würde, hätte man ungefähr die Dimensionen, die der Täuschungsfall Mamoru Samuragochi in Japan besitzt. Der angeblich gehörlose Samuragochi war nicht nur als Komponist für den Soundtrack des populären Game »Resident Evil« bekannt, sondern auch für seine Hiroshima-Symphonie. Erst hatte der als »japanischer Beethoven« gefeierte 50jährige Musiker zugegeben, dass seine Werke zu einem großen Teil gar nicht von ihm selbst stammen, sondern mit Hilfe eines Ghost-Komponisten entstanden sind, dann wurde bekannt, dass der Künstler, der angegeben hatte, dass er mit 35 Jahren sein Gehör verloren habe, gar nicht taub ist. Zumindest sagt der Musiklehrer Takashi Niigaki, der für Samuragochi als Ghost-Komponist gearbeitet haben will, dass er sich mit ihm ganz normal unterhalten habe. Vielleicht sollten sie ihre gute Zusammenarbeit als Duo fortsetzen.   HER
Schneller anziehen
Barbie. Mit Magerwahn und Modelmaßen hat das alles gar nichts zu tun. Die Barbie propagiert mit ihren unnatürlichen Proportionen kein Schönheitsideal, vielmehr gibt es praktische Gründe dafür, dass die Spielzeugfigur so ist, wie sie ist. Das enthüllte Kim Culmone, Vize-Chefdesignerin für die Barbie bei Mattel, in einem Interview mit der US-amerikanischen Internetseite Fast Company Design. »Der Körper der Barbie sollte niemals realistisch sein«, erklärte Culmone. »Sie wurde so konzipiert, damit Mädchen sie leicht an- und ausziehen können«, so die Designerin. »Nicht alles wird jeder Puppe passen, aber es ist mir wichtig, dass die meisten Sachen passen, denn das war schon so, als ich noch ein kleines Mädchen war. Es gibt eine Verpflichtung zur Beständigkeit. Es sei denn, dass es in Zukunft einen wichtigen Grund gibt, den Körper zu verändern – entweder wegen eines neuen Design- oder Funktionsimperativs.« Vielleicht näht man der Puppe einfach mal weitere Klamotten.   HER
Das Altern des Pop
Dieter Bohlen. Er wurde ja nicht mal gehasst, sondern einfach immer ignoriert von der Kulturkritik: Dieter Bohlen, der Typ, der die gesammelten Modepeinlichkeiten der Achtziger auf sich vereinte, also Jeansjacke, Vokuhila und schrittbetonte Wrangler, und Lieder sang, die nur aus einfältigem Refrain bestanden und für den Popdiskurs verloren waren. Lediglich Rainald Goetz fand, dass Modern Talking Diskurspotential besaß. Aber erstens galt sein Interesse vor allem Thomas Anders und zweitens stand Goetz damals selbst noch unter dem Verdacht, ein Niveauabsenker zu sein; also kam die Bohlen-Debatte nicht in Schwung. Inzwischen singt Bohlen nicht mehr selbst, sondern überzieht die Charts mit zweifelhaften One-Hit-Wonders aus seiner Castingshow-Maschine und verdient sein Geld mit Reklame für Grillwürstchen, cholesterinsenkende Margarine und Versicherungen. Vielleicht wird der Mann, der in der vergangenen Woche 60 wurde, in ferner Zukunft mal Gegenstand einer kritischen Kulturarchäologie.   HER
Dieser Pulli!
Klaus Wowereit. Von wegen »Gut so!«. Ganz schlecht schneidet Berlins Regierender Bürgermeister gerade ab. Nicht nur, dass Wowereit das Pannenprojekt von Schönefeld maßgeblich verantwortet und seinen Kulturstaatssekretär wegen Steuerhinterziehung seines Amts entheben musste, jetzt lässt sich Wowereit auch noch richtig gehen. Mit einem schlabbrigen Pulli in Popelfarbe wie vom Kik-Wühltisch und langen fettigen Haaren zeigte er sich bei einer SPD-Klausurtagung. Dabei ist Wowereit angeblich Kunde beim Promi-Friseuer Udo Waltz und war 2008 gemeinsam mit Ole von Beust »bestangezogener Politiker«. Inzwischen sieht er ein bisschen so aus wie der Durchschnittsberliner, verarmt und unsexy.   HER