Ein kleiner Sieg

Paul Kasonkomona kann erstmal aufatmen. Ein Gericht in Sambia sprach den LGBT-Aktivisten am Dienstag voriger Woche frei, da die »Vorwürfe nicht ausreichend begründet waren«, so seine Anwältin zur Nachrichtenagentur AFP. Kasonkomona war im April 2013 festgenommen worden, als er im sambischen Fernsehen die rechtliche Anerkennung von Homosexualität gefordert hatte, um den Kampf gegen Aids zu erleichtern. Die Staatsanwaltschaft bewertete dies als »Propagierung von Homosexualität« und warf ihm einen »Aufruf zur Teilnahme an unmoralischen Aktivitäten« vor. Eine Verurteilung wegen Sodomie, worunter Homosexualität in Sambia gezählt wird, hätte eine bis zu 14jährige Gefängnisstrafe bedeutet. Kasonkomona bewertete den Prozessausgang als ein »Grundsatzurteil«, seine Anwältin sprach von einem »Sieg für die Meinungsfreiheit«. Ihr zufolge sei für den Richter »die öffentliche Diskussion wichtig« gewesen, »auch über umstrittene Fragen, die manche Mitglieder der Gemeinschaft anwidern«. Der Freispruch Kasonkomonas erfolgte einen Tag, nachdem der ugandische Präsident Yoweri Museveni eine Verschärfung der Anti-Homosexuellen-Gesetze in Uganda abgesegnet hatte.
Die meisten der heute gültigen sambischen Gesetze, die Homosexualität unter Strafe stellen, wurden 1964 nach der Unabhängigkeit unverändert von der britischen Kolonialmacht übernommen. Eine Umfrage von 2010 stellte fest, dass lediglich zwei Prozent der Bevölkerung Sambias Homosexualität »moralisch akzeptabel« finden. 1999 gründete sich die Organisation Zambia Against People with Abnormal Sexual Acts (Zapasa) mit dem Ziel, Homosexualität und Homosexuelle in Sambia zu bekämpfen. Von der politischen Führung kommen derweil widersprüchliche Signale. 2010 stimmte die Nationale Verfassungskonferenz für die Einführung einer Klausel, die gleichgeschlechtliche Ehen verbietet. Christine Kaseba-Sata, Medizinerin und Ehefrau des Präsidenten, forderte 2013 hingegen ein Ende sexueller Diskriminierung. Der Freispruch bestärkte jedenfalls Kasonkomona in seinem Aktivismus. »Heute ist das Ende meines Gerichtsprozesses, aber der Kampf geht weiter«, zitiert ihn AFP. Ob das Urteil Wirkung auf andere afrikanische Länder haben wird, in denen Homosexualität kriminalisiert wird, ist fraglich. Zumindest schenkt es den dortigen LGBT-Communities dringend benötigten neuen Mut.