Unbestellbar

Amazon. Der Internet-Versandhändler Amazon hat Titel der Edition Antaios aus seinem Angebot gestrichen. Wie der Verlag erklärt, handele es sich »nicht um eine Auswahl aufgrund einzelner inhaltlicher Bedenken, sondern schlichtweg um alle Antaios-Werke, die 2013 erschienen sind, sowie um zwei, die noch gar nicht erschienen, aber bereits für das Frühjahr 2014 angekündigt sind«. Amazon handele »vermutlich auf Druck linker Interessengruppen«, so der Verlag. Diese bösen Linken! Aber braucht es die? Der extrem rechte Götz Kubitschek, der den Verlag gemeinsam mit seiner Frau, der Publizistin Ellen Kositza, leitet, wurde 2001 aus der Bundeswehr geworfen, da durch sein »Verbleiben in der Bundeswehr die militärische Ordnung und die Sicherheit der Truppe ernstlich gefährdet« seien, hieß es in seinem Entlassungsschreiben. Vielleicht hatte Amazon einfach genug schlechte Presse gehabt und wollte nun weiterer schlechter Presse vorbeugen – und keinen nationalen Mist verkaufen?   sun
Aus der Warteschleife
James Ferraro. Eingeweihte sind der Ansicht, Vaporwave sei so gut wie Geschichte. Die Sounds des Kapitalismus zu kapern, sie zu verdichten und zu karikieren – prägendes Stilmittel des Genres –, sei als Konzept zwar eine Weile lang reizvoll gewesen. Aber eben nur als Konzept. Denn die Musik, wer sollte sich denn bitte diese bewusst nach Einkaufszentren, Hotellobby und Flughafengedudel klingenden Recycling-Stücke ernsthaft anhören? Erst recht, wenn der Trend sie einem nicht mehr hinterherträgt? Also ab damit in die heiligen Hallen einer der berühmtesten Kunstinstitutionen der Welt. Nachdem schon Animal Collective ein Gastspiel im Museum of Modern Art liefern durften, heuerte selbiges Haus nun den New Yorker Künstler James Ferraro an. Dieser gilt als einer der Protagonisten von Vaporwave (Jungle World 34/13) – seine Arbeiten beschallen ab März den Fahrstuhl des MoMA, die dienen Telefonwarteschleife und werden als Klingeltöne zum Download bereitgestellt. Gebrauchsmusik mal anders.   oko
Wahr oder falsch
Fake-Artikel. 120 von Computern generierte Artikel schafften es in den Jahren 2008 bis 2013 in Fachzeitschriften für Informatik. Zu diesem Ergebnis kommt Cyril Labbé, ein Informatiker von der Universität Grenoble. Dem Wissenschaftsmagazin Nature zufolge hat insbesondere der weltweit größte Berufsverband für Techniker und Informatiker, das US-amerikanische Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), die Artikel ungeprüft in seinen Fachmagazinen publiziert. Ein bisschen ist es so wie 1996, als der amerikanische Physiker Alan Sokal seinen Schwachsinnsartikel in der Zeitschrift Social Text unterbringen konnte. »Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation« lautete der Titel seiner Parodie im eleganten Jargon postmoderner Theorien. Der Text wurde gedruckt, offensichtlich stolperten die Experten nicht über seinen inhaltlichen Nonsense, eine Debatte schloss sich an. Aber damals brauchte man ja auch noch echte Menschen, um Quatsch zu fabrizieren.   oko
Shampoo, Pop und Sekretäre
Berlin. Wer die Promi-Spalten der B.Z. nicht liest, hat von André Schmitz nie viel mitgekriegt. Bis herauskam, dass der in eine Shampoo-Dynastie eingeheiratete Berliner Kulturstaatssekretär Steuern hinterzogen hatte, blieben er und seine Arbeit in der bewegten Berliner Kulturszene unbemerkt. Mit dem ehemaligen Rammstein-Produzenten und Universal-Chef Tim Renner übernimmt nun ein mit Pop, Musikindustrie und Digitalkultur vertrauter Vertreter der Tempo-Generation das Amt. Werden alle Opern geschlossen? Klaus Wowereit betonte bei der Vorstellung Renners, dieser werde die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen. Es werde keinen »Bruch« geben, lediglich neue »Akzente«. Die flauschige Popper-Gedächtnis-Frisur hat der neue mit dem alten Staatssekretär schon mal gemeinsam.   her