Kampftag mit Luftballons

Strahlender Sonnenschein begrüßt die ungefähr 4 000 Demonstrierenden am Berliner Gesundbrunnen-Center. Auf einer Werbetafel lächelt ein heterosexuelles Pärchen die bundesweit Angereisten an. Mehr als 80 Organisationen haben den Aufruf zum »Frauenkampftag 2014« unterschrieben und so treffen sich an diesem 8. März verschiedene linksradikale, feministische Gruppen und mehr oder weniger linke Parteien wie die SPD und die Grünen. Die Luftballons, Transparente und Reden der Parteien sorgen dafür, dass die Demonstration nicht allzu systemkritisch wirkt. Queerfeministisch geht es im Inter-/Trans- und Fat-up-Block und bei Pink Stinks zu. An anderer Stelle kommt zusammen, was nicht zusammenpasst: Prostitutionsgegnerinnen und Kämpferinnen für die Rechte von Sexarbeiterinnen bringen den hinteren Teil der Demonstration mit einer kleinen Auseinandersetzung für einige Minuten zum Stehen. Bei einem Grüppchen wie der »Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin« kommt hingegen die Frage auf, was die Kraftmeierei der militant-männlichen Kollegen mit Feminismus zu tun hat. Inhaltlich geht es neben den Auseinandersetzungen im Pflegebereich vor allem um internationale Kämpfe. Es gibt Redebeiträge spanischer Aktivistinnen über das verschärfte Abtreibungsgesetz, eine Rede kurdischer Frauen über die politischen Strukturen in den kurdisch kontrollierten Gebieten, einen Beitrag über das Leben im krisengebeutelten Griechenland. Am Rand der Demonstration werden immer wieder symbolisch Straßennamen nach Persönlichkeiten der internationalen Frauenbewegung umbenannt, das eine oder andere ­Zitat berühmter Frauen landet als Aufkleber auf Stromkästen. Am Schluss der Demonstration laufen zwei Demonstrantinnen in Peniskostümen herum, mit einem Schild, auf dem »Penisneid für alle« steht. Ein Vorurteil über Feministinnen wäre damit erneut widerlegt: dass sie keinen Humor haben.