Aufstand der Putzwedel

Über 60 Initiativen und rund 500 Interessierte trafen sich am Wochenende in den Räumen der Berliner Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Konferenz »Care Revolution«. Thema war die Krise der sozialen Reproduktion. Unter anderem wurde über die ökonomische und gesellschaftliche Vernachlässigung von Betreuungs- und Pflegearbeit diskutiert, aber auch über das bedingungslose Grundeinkommen. In den Seminarblöcken kamen Menschen mit unterschiedlichen poli­tischen Hintergründen und Themenbereichen wie Gesundheit und Bildung zusammen und versuchten, Schnittpunkte und Vernetzungsperspektiven zu erarbeiten. Die Konferenz wurde aber auch wegen mangelnder Perspektive der Betroffenen, fehlender Lösungsansätzen und einer Vernachlässigung der krisengebeutelten europäischen Länder kritisiert. Aktionistischer ging es auf der Demonstration am Samstagabend zu. Ungefähr 300 Demonstranten versammelten sich am Ostbahnhof vor dem Gebäude des Neuen Deutschland mit Putzwedeln, OP-Kleidung und Klobürsten. Sie zogen an »Orten der Reproduktion« vorbei, während Kreidespray und Aufkleber die Route verschönerten. Immer wieder gab es neugierige Blicke aus den Fenstern. Mitglieder der Interventionistischen Linken hängten ein Banner mit der Forderung auf, den Aufstand von der Küche auf die Straße zu tragen. Auf der Abschlusskundgebung am Boxhagener Platz gab Bernadette La Hengst ein Konzert. Kleine Karten mit For­derungen wurden an einer Wäscheleine aufgehängt und gemeinsam wurde gegen die Kälte angesungen. In der Abschlussrede wurde dazu aufgerufen, sich an den dezentralen »Blockupy«-Aktionstagen im Mai zu beteiligen. Anschließend, munkelt man, sollen sich einige der Rückkehrer am ND-Gebäude mit einem Transparent noch mit einer versuchten Hausbesetzung in Frankfurt am Main solidarisiert haben. Eines ist wohl sicher: Die Putzwedel werden bald wieder geschwungen, aber sicher nicht zum Saubermachen.