Krawalle nur mit Profis

Selbstbewusste Aufrufe kündigten für den bundesweiten Antirepressionstag am 22. März in Berlin ein entschlossenes Auftreten an. Man wolle gegen Polizeigewalt, Gefahrengebiete und Repression demonstrieren und in Sachen Militanz an die Hamburger Demonstration vom 21. Dezember anknüpfen. Kein Wunder, dass die U-Bahn den Auftaktort der 17 Uhr-Demonstration nicht anfährt und rund um die Turmstraße Absperrgitter, zahlreiche Polizisten sowie Wasserwerfer positioniert sind. Rund 1 500 Demonstranten sammeln sich, darunter Mitglieder der türkischen Arbeiterbewegung und Flüchtlinge vom Oranienplatz in Kreuzberg. Die Ankündigung der Organisa­toren, keine Vorkontrollen zuzulassen, wird nicht eingehalten. Entgegen vorheriger Aussagen wird auch der von der Polizei festgelegten Alternativroute zugestimmt. Die Demonstration beginnt mit leichter Verspätung, die 1 800 Polizisten haben die Lage im Griff. Als der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Grüne) die bis dahin friedliche Demonstration begleitet, glaubt man fast, den Endpunkt erreichen zu können. Doch nach einer halben Stunde wird die Demonstration gestoppt und mehrere Teilnehmer werden von der Polizei herausgezogen. Die Veranstalterin löst die Versammlung auf, die Demonstranten gehen nach Hause. Der nächste Termin ist eine Spontandemonstration um 22 Uhr am Moritzplatz. Pünktlich auf die Minute schließt die Polizei die Zugänge zum Platz. Die paar hundert Demonstranten in den Seitengassen warten auf ein angekündigtes Startsignal, das aber ausbleibt. Einige Übereifrige werden festgenommen. Nach rund einer Stunde sind die meisten Interessierten weg. Nach Angaben der Roten Hilfe kam es zu 48 Ingewahrsamnahmen, die Polizei spricht von 17 Festnahmen. Auch wenn das Interesse vermutlich gering ist: Für einen Teil der Szene wäre dies sicher eine gute Gelegenheit, mal wieder über Theorie und Praxis zu diskutieren.