Das Medium

Zodiacs Sohn

Seit im Jahr 2007 der Film »Zodiac« in die Kinos kam, gehört der gleichnamige Serienmörder zu den bekanntesten der Welt – obwohl immer noch nicht geklärt ist, wer der Mann ist, der 1968 und 1969 in Kalifornien mindestens sieben Menschen umbrachte.
Nun gibt ein 51 Jahre alter Mann namens Gary L. Stewart an, das Rätsel um die Identität Zodiacs gelöst zu haben. Zodiac sei sein Vater gewesen, der ihn im Alter von fünf Wochen in Baton Rouge ausgesetzt habe. Alles weitere könne man in seinem gerade erschienenen Buch nachlesen, in dem er natürlich auch die Beweise für seine Theorie aufgelistet habe. Während deutsche Medien daraufhin meldeten, dass der Fall nun endlich geklärt sei, reagierte man in den USA deutlich zurückhaltender. Denn Stewart ist nicht der Erste, der behauptet, dass sein Vater der Mörder sei, und seine gesammelten Fakten nicht zuallererst der Polizei zur Verfügung stellte, sondern gleich ein Buch schrieb. Die Geschichten seiner Vorgänger erwiesen sich in aller Regel spätestens in der zweiten Woche nach dem Erscheinen des Werks als unhaltbarer Quatsch.
In Zodiac-Foren, in denen Amateurdetektive versuchen, den Fall zu klären, nahm man Stewarts Enthüllungen daher auch zurückhaltend auf – natürlich weil man mit seiner Enttarnung das Hobby verlieren würde, aber eben auch, weil man einfach schon zu viele »Leute, die sagen, ihr Vater, ihr ehemaliger Lehrer, ihr Nachbarshund sei der Zodiac gewesen, erlebt hat«, wie es ein Killerjäger formulierte. So nahm man sich kritisch des neuen Buches an und wurde unter anderem in der von Wikileaks veröffentlichten US-Diplomatenpost fündig: Dort fand sich eine Mitteilung, dass der angebliche Zodiac zehn Jahre vor dem im Buch genannten Datum in Wien gestorben sei. Und kommt zum Schluss: »Warten wir einfach mal auf den Nächsten, dessen Vater Zodiac war.«