Das Medium

Bestattungscodes

Ursprünglich von der japanischen Autoindus­trie kreiert, um den Produktionsprozess einzelner Fahrzeuge besser verfolgen zu können, sind QR-Codes seit 2010, als die ersten Smartphones mit Software für ihre Entschlüsselung ausgestattet wurden, Teil des Alltagslebens geworden. Plakate, Anzeigen und Verpackungen sind mit den meist schwarz-weißen Mustern versehen, in denen zusätzliche Informationen meist Webadressen, codiert sind.
Bald werden sie auch auf Grabsteinen zu sehen sein: Der jüdische Friedhof im uruguayischen La Paz wird der erste sein, der QR-Codes verwendet. »Eine Brücke zur Ewigkeit« solle das Projekt werden, das zum 100. Geburtstag des Friedhofs im Jahr 2017 fertiggestellt sein solle, erklärte der Präsident der jüdischen Gemeinden in Uruguay, Alberto Buszkaniec, bereits im März gegenüber der Tageszeitung El País. Dann wird auch eine Website Internetuser aus aller Welt über den Friedhof und die dort Bestatteten informieren.
Die Steine neuer Gräber werden ab sofort mit QR-Codes ausgestattet, die persönliche Informationen über den Verstorbenen enthalten. »Die nächste Generation wird dann Fotos, Vi­deos, Texte sehen können, eben alles, was die Hinterbliebenen als Erinnerung zeigen wollen.« Auf Privatsphäre werde allerdings Wert gelegt: Ob Informationen öffentlich oder per Passwort lediglich einem engen Kreis zugänglich gemacht werden, liegt ganz allein bei den Angehörigen eines Toten. Auch in den USA bieten Beerdigungsunternehmen bereits QR-Codes für Grabsteine an, einen digitalisierten Friedhof gibt es dort jedoch noch nicht. Die Gräber auf dem Arlington National Cemetery hatten ursprünglich mit den Quick-Response-Codes ausgestattet werden sollen, die historische Informationen über die dort beerdigten Soldaten enthalten sollten. Man entschied sich jedoch dagegen, weil sie Symbole des Kommerzes seien.