Der Reiz des Verbotenen

Schon die Auflagen für die Demonstration »Berlin für Gaza« sind bezeichnend. Es ist verboten, während des Marsches Flaggen oder Puppen zu verbrennen. Weder die Entführung noch die Ermordung von Zivilisten soll gutgeheißen werden. Nationalfahnen sind verboten – bis auf die palästinensische natürlich. Die kurdische Flagge ist dann aber doch vertreten, ebenso wie eine Fahne der libanesischen Hizbollah. Holocaust-Vergleiche sind tabu, auch die zur Pflichtübung gewordene Distanzierung vom Antisemitismus wird betont. Rund 1 000 Menschen sind am Samstag zum Axel-Springer-Haus in Kreuzberg gekommen, um »für ein Ende der Belagerung« Gazas sowie »für einen gerechten Frieden« zu demonstrieren. Es ist der übliche K-Gruppen-Aufzug, bei dem in die Jahre gekommene deutsche Berufspalästinenser versuchen, ihr Altpapier in Form unzähliger Flyer loszuwerden. Neben diversen traditionskommunistischen Gruppen sind auch Mitglieder der »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost« dabei, die an der Demospitze ihre Transparente präsentieren. Auch die Parteien sind gekommen: die »Nahost AG« der Berliner Grünen, die Linkspartei und die DKP, auch Attac beteiligt sich. Und die unvermeidliche Inge Höger, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, steht als Unterstützerin unter dem Aufruf. »In Gaza werden Waffen ohne Rücksicht auf die Bevölkerung genutzt. Teilweise werden Waffen eingesetzt, die (mindestens in Wohngebieten) ­geächtet sind«, steht da. Die Hamas ist natürlich nicht gemeint, in Sachen Terror heißt es recht karg: »Unabhängig von Religion und Nationalität ist jede*r Tote in diesem Konflikt ein*e Tote*r zu viel.« Allein das Wetter will nicht so recht, die Friedensfreunde müssen einen kräftigen Schauer über sich ergehen lassen. Am Ende bleibt der große Wurf aus, und »Berlin für Gaza« ist nur eine von unzähligen antiisraelischen Demonstrationen dieser Tage. Wenigstens kam es diesmal nicht zu Ausschreitungen.