Politikmachen

Die Wahllokale in Sachsen waren noch nicht geschlossen, da stand für die Mitglieder der Piratenpartei schon fest, wer Schuld sein würde an der nicht eben unerwarteten Niederlage: Anne Helms »Thank you, Bomber Harris«-Aktion in Dresden. Und irgendwie auch die eher konservativ orientierten Parteikollegen. Vor allem aber: Anne Helm. Mit anderen Worten, die zersplitterte Splitterpartei tat genau das, was sie am besten kann, nämlich die jeweils verhassten Leute vom anderen Flügel für die erreichten null Komma irgendwas Prozent verantwortlich machen.
Nun könnte man argumentieren, dass das gegenseitige Gedisse immerhin ein wenig Abwechslung in die piratigen Wahlabende bringt, die damals, als die Orangefarbenen noch Erfolg hatten, von äußerst langweiligem Triumphgeheul und viel Geschrei, dass man ganz dringend einen eigenen Balken in den Prognosen und Hochrechnungen haben müsse, geprägt war. Den Balken brauchte es dann nicht sehr lange, aber vielleicht lässt sich das Ding ja noch als Anzeige, was der aktuelle Zwischenstand im Twitter-Grabenkampf ist, verwenden, oder – hmmm, nein, eigentlich kann man ihn genauso gut wegwerfen. Denn selbst wenn sich die irgendwie eher Linken in der Piratenpartei doch noch abspalten, sind Parlamentssitze für keine der beiden Parteidingse zu erwarten. Die sich unbeirrt intern bekämpfende Partei übersieht nämlich vor lauter Eifer einen ganz wichtigen Punkt: Die Wähler können ganz einfach keine Piraten mehr leiden, egal, ob sie rechts, links, vorne, postpolitisch oder was auch immer sind. Dass die verbliebenen Mitglieder dies einsehen, ist allerdings nicht zu erwarten, und so kann man unter dem Hashtag #Piraten diesen Leuten weiterhin beim großen »Anne Helm (oder: Der konservative Flügel) ist schuld« zugucken. Sie nennen das übrigens Poilitkmachen.