Freigeschwommen

Neonschwarz, das gemeinsame Projekt von Johnny Mauser, Marie Curry, DJ Spion Y und Captain Gips, schwimmen ganz oben auf der Welle des Zeckenrap. Ihr erstes reguläres Album sprengt jedoch die Grenzen und Klischees des Genres. Schon das Trompetensample im Opener »Legen ab« wirkt wie ein Zitat aus dem Stück »Jein« von Fettes Brot. Insgesamt steht das Album »Fliegende Fische« ganz in der Tradition hanseatischer Rapmusik. Trockene Boom-Bap-Beats, Scratches und lässiger Flow erinnern auf angenehme Weise an »damals«, als Eins Zwo, Fünf Sterne Deluxe, die Beginner und wie sie alle hießen mit entwaffnender Leichtigkeit die deutschsprachige Hip-Hop-Szene aufmischten. Bei den Songtexten der Hamburger bleibt alles beim Alten. Wie schon auf der EP »Unter’m Pflaster der Strand« mischt sich Privates mit Politischem, Depression mit Hedonismus. Neu ist, dass Marie Curry nicht nur singt, sondern auch rappt, und das so gut, dass man sich fragt, warum sie sich eigentlich früher aufs Singen beschränkt hat.
Wirkten die ersten Aufnahmen von Neonschwarz eher wie eine Kopie der Songs des Duos Johnny Mauser und Captain Gips, klingt »Legen ab« viel eigentständiger und nach kollektivem Musikmachen. Auch wenn die Stücke zwischen düsterer Wut und sonnigem Frohsinn schwanken, ist das Album wie aus einem Guss. Wenn das so weitergeht, könnte der Wohlfühlraum Zeckenrap schon bald zu klein werden für Neonschwarz. Oder aber Zeckenrap wächst mit. Wäre ja auch nicht schlecht.

Neonschwarz: Fliegende Fische (Audiolith).