Post vom »NSU«

Zwickau und Neonazis – auch nach der Sprengung des »Nationalsozialistischen Untergrunds« (NSU) hat sich diese unschöne Verbindung noch nicht erledigt. Da ist es umso erfreulicher, wenn es dort Menschen gibt, die weiterhin gegen Rassismus und Antisemitismus kämpfen und sich davon selbst durch Drohungen von renitenten Rechtsextremen nicht abbringen lassen. René Hahn, seit 2009 Stadtrat für die Partei »Die Linke« in Zwickau, ist seit Jahren in antifaschistischen und antirassistischen Gruppen tätig, unter anderem setzt er sich im Verein »Roter Baum« für alternative Jugendkultur ein – es sollen eben nicht nur fiese kleine Zschäpes in Zwickau wohnen. Auch beteiligte sich Hahn an der Organisation eines Straßen- und Familienfestes am 15. November im Stadtteil Neuplanitz, um eine Begegnung zwischen 150 neu in der Stadt angekommenen Flüchtlingen und Anwohnerinnen und Anwohnern zu ermöglichen. Viele seien mittlerweile solidarisch mit den Flüchtlingen, es seien nur noch etwa 20 Personen, die im Internet gegen sie hetzten, sagte Hahn der Freien Presse.
Vermutlich waren es einige jener Neonazis, die dem 33jährigen Antifaschisten am Dienstag voriger Woche einen Drohbrief nach Hause schickten. Darin bezogen sie sich auf das Fest und die von Hahn veranlasste Entfernung von Graffiti mit dem Schriftzug »Tötet Israel« im Stadtteil Marienthal. »Verrat am eigenen Volk« wurde ihm in dem Brief vorgeworfen und gedroht, »unsere Kameraden in Planitz« hätten ihn »satt« und würden gegen ihn »Aktionen starten«. Als Absender stand »NSU« auf dem Umschlag, unterschrieben war der Drohbrief mit »Nationale Sozialisten Marienthal« und einem Hakenkreuz. Dem Neuen Deutschland sagte Hahn, eine solche Gruppe sei noch nicht in Erscheinung getreten, es wohnten aber einige Neonazis in dem Stadtteil. Schmierereien und Übergriffe gebe es gelegentlich, er sehe Zwickau jedoch nicht als Nazihochburg – das ist wohl vor allem ihm und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu verdanken. Und sie geben nicht auf: Von der neuesten Drohung – er sei schon öfter telefonisch und auf der Straße bedroht worden – wolle sich Hahn nicht einschüchtern lassen. Er erstattete Anzeige gegen unbekannt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Aufklärung nicht so lange dauert wie beim NSU und die Marienthaler Möchtegerns ihrem Vorbild nur dahingehend folgen, sich selbst aus dem Weg zu schaffen.