Der wahre Heino

Das war kein schönes Ende des Nachmittags für die Fans der Band Element of Crime: Statt noch einer Zugabe gab es auf der Fête-de-la-Musique-Bühne am Berliner Oranienplatz im Sommer dieses Jahres das Oberkreuzberger Nasenflötenorchester, das dazu auch noch einen blonden älteren Herrn auf die Bühne bat, der umgehend statt Kuschelrock subversives Liedgut, nämlich den Slime-Klassiker »Deutschland« und »Die letzte Schlacht« von Ton Steine Scherben anstimmte. Nun, ein paar Monate später, ist das Comeback von Der wahre Heino ­offiziell, die beiden Stücke sind mittlerweile auf einer Single herausgekommen. Sehr zur Freude seiner Fans: Die überfüllte Record-Release-Party in der Berliner Kneipe »Goldener Hahn« endete in den frühen Morgenstunden schlicht nur deswegen, weil das Bier alle war. Keine Smartphones, keine CDs, nur eine äußerst überschaubare Anzahl von Fernsehprogrammen, zwei Deutschlands, die erste Kanzlerschaft von Helmut Kohl und Schlagersänger, die verlässlich das taten, was von ihnen erwartet wurde, nämlich Schlager singen – so waren sie, die Zeiten, in denen Der wahre Heino seine musikalische Karriere begann. Damals trat Norbert Hähnel, wie der Mann in Wirklichkeit heißt, im Vorprogramm der ZK-Nachfolgeband Die Toten Hosen auf, wurde von Heino wegen Verwechslungsgefahr auf Schadenersatz verklagt und saß die Geldstrafe ersatzweise ab. Heute dagegen covern Schlagersänger ganz ungeniert Stücke deutscher Punkbands – und da musste Der wahre Heino eben mit seinem musikalischen Kommentar zur Lage der Nation zurückkommen, für den sich Slime in einem Kommentar auf Facebook umgehend begeistert bedankten. Die Single des wahren Heinos kann unter http://human-wrechords.eu oder als Download bei Bandcamp http://derwahreheino.bandcamp.com erworben werden – oder als Aboprämie bei der Jungle World.