Aus der Einöde

Der neue Big-Brother-Abklatsch auf Sat.1 ist noch nicht angelaufen, das mal vorweg. So ganz genau weiß man also nicht, was bei »Newtopia« alles passieren wird – dass das »Sozialexperiment« unguckbar sein wird, steht allerdings jetzt schon fest. Fangen wir mit den Zutaten an: »Newtopia« spielt auf dem Land. Und zwar in einer Einöde namens Zeesen, was ja schon schlimm genug wäre (keine Berge, kein Meer, nur plattes Brandenburg), und dort sollen die insgesamt 15 Kandidaten (es wird Wochen dauern, sich deren Gesichter und Namen zu merken, Woooochen) eine neue Gesellschaftsform mit eigenen Gesetzen begründen. Dazu bekommen sie eine Scheune ohne Heizung, was durchaus üblich ist, denn Heu und Krams brauchen es nicht kuschelig warm zu haben, und die Kandidaten müssen vermutlich eh Tag und Nacht schuften, denn sie haben ja nichts. Außer zwei Kühen, ein paar Hühnern und Äckern, was alles nicht sehr interessant im Fernsehen anzugucken sein wird.
Aber natürlich setzt man bei Sat.1 aufs Zwischenmenschliche, das heißt, irgendwer wird vergessen, das Viehzeugs zu füttern, und es wird deswegen ganz viel Ärger geben, dazu stundenlange Diskussionen, ob man die Tiere nicht vielleicht doch besser aufisst, und dazu wird viel getratscht und gehetzt und gemeines Zeugs verbreitet. Und möglicherweise auch Sex gehabt. Wirklich spannend klingt das nicht, ne? Das alles wird zwölf Monate dauern und jeden Tag um 19 Uhr übertragen. Und am Ende wird ganz sicher kein neuer Gesellschaftsentwurf stehen, sondern ein erfolgloses Fernsehformat, bei dem ein paar nette Hühner und Kühe mitwirken und eine Menge komischer Leute, die anschließend nie mehr miteinander reden werden, außer die beiden, die heiraten werden, sich aber bald scheiden lassen, wetten?