Hübsch unauffällig

Das Interessanteste am Abhörskandal bei der Taz ist eigentlich die verwendete Technik. Dass es mit Keyloggern schon seit Jahren eine selbst für Laien verwendbare Möglichkeit gibt, jeden Tastendruck, den eine Person an einem Rechner tut, zu speichern und das Ganze später auszuwerten, ist kein Geheimnis. Erstaunlich ist dagegen, wie selbstverständlich zum Beispiel Amazon-User damit umgehen, dass sie ein solches Device einsetzen, um andere ohne ihr Wissen zu überwachen. Auf immerhin zehn Kundenrezensionen bringt es beispielsweise der mutmaßlich bei der Taz entdeckte Keylogger, den manche Käufer sogar unter seinem vermutlichen Klarnamen beurteilten. »Macht, was es soll, und ist unauffällig«, schreibt beispielsweise Peter M., dessen Umfeld anscheinend nicht bei Amazon einkauft, denn sonst wäre wohl ratzfatz Schluss mit der Überwacherei. Andere freuen sich darüber, wie hübsch unauffällig das Teil ist. In der Produktbeschreibung des Keyloggers wird vom Hersteller übrigens gar nicht erst versucht, so zu tun, als sei das Technikdingsie zu irgendetwas anderem als dem Ausspionieren nichtsahnender Mitmenschen nutze. »Überwachsen Sie die Computernutzung in der Familie«, heißt es dort, »überwachen Sie die Nutzung von WWW-Seiten, E-Mail und Chat. Speichern Sie Dokumentkopien.« Und falls jemand doch Skrupel haben sollte, hinterrücks mitzulesen, was »die Familie«, also vermutlich eher der Partner oder die Partnerin, die man womöglich der Untreue verdächtigt, oder vielleicht auch der Verwandte, auf dessen Erbe man scharf ist, anderen so mailt oder in Chats erzählt, bietet der Hersteller auch gleich Beruhigendes: »Grundsätzlich ist die Überwachung des eigenen Computers zulässig, was bedeutet, dass man verfolgen kann, wozu die Kinder und Familienmitglieder den Computer benutzen.«