Der Papst der Herzen

Zeitschriftenmarkt. Kommt ’ne Frau in den Kiosk und sagt: »Ich hätte gern mein Mein Papst!« Das ist kein Witz. Mein Papst heißt eine neue Zeitschrift aus dem Panini-Verlag, die monatlich erscheinen wird und nur ein Thema kennt: den Papst. In Italien ist Il Mio Papa bereits ziemlich erfolgreich, in Deutschland geht die Pontifex-Postille mit 250 000 Exemplaren an den Kiosk. Die Fangemeinde des Hefts vermutet der Verlag im ländlichen Raum. Katholisch, weiblich und über 40 soll die ideale Leserin sein. Aufgemacht ist das Blatt wie andere Boulevardblätter auch, bunt, viele Bildchen, Textschnipsel. Es gibt Sammebildchen, ein Papst-Poster, eine Homestory (»So wohnt der Heilige Vater: Bescheiden auf 50 Quadratmetern«), Reportagen aus Rom (»Ostern in der ewigen Stadt«) und viele hübsche Adjektive wie »herzlich«, »humorvoll« und »bescheiden«. So wird der Papst unermüdlich beschrieben. Und die vielen Menschen, die er trifft, sind natürlich ständig und überall auf der Welt restlos »begeistert«.   her
Der Staatsgott
Leviathan. Aushalten lässt sich das Leben am Ufer der Barentssee nur mit Mühe und Not. Häuser werden eigenhändig zusammengenagelt, alle Dorfbewohner schuften in derselben Fischfabrik, an Geburtstagen trinkt man sich um den Verstand und schießt auf die gerahmten Porträts ehemaliger Sowjetgrößen. Was witzig und trist zugleich ist. Schließlich herrscht in der Einöde die Willkür, verkörpert durch ein vom Wodka aufgedunsenes Scheusal von Bürgermeister. Er will Nikolai ans Leder. Vertrieben werden soll er, damit auf seinem Grundstück gebaut werden kann. Und damit geht’s bergab. Andrej Swjaginzew hat mit seinem Film »Leviathan« den russischen Kulturminister Medinski gegen sich aufgebracht, weil er ihn überlistet und öffentliche Gelder für seinen Film eingestrichen hat. Steuerzahler, so Medinski, sollten nicht für Filme aufkommen, die »vom Geist der Verzweiflung und existentieller Sinnlosigkeit durchzogen sind« und »offen auf unsere Regierung spucken«. Ein überaus sehenswerter Film.   oko
Urheber der Fairness
Blurred lines. Eine Stunde brauchte Pharrell Williams, um mit einer Urheberrechtsverletzung Geschichte zu schreiben. Denn nicht länger als die besagte Stunde habe er gebraucht, um »Blurred lines« zu komponieren. Robert Thicke, sein partner in crime, hat, dem eigenen Bekunden nach, davon kaum etwas mitbekommen: Viel zu high sei er während der Produktion gewesen. 7,4 Millionen Dollar sollen die beiden zahlen, weil ihr Stück dem 1977 veröffentlichten Song »Got to give it up« von Marvin Gaye ähnelt. Den Betrag werden sie wohl aus der Kaffeekasse bezahlen können. Interessant ist der Fall, weil das amerikanische Gericht das Urheberrecht verletzt sieht, obwohl keine Melodien kopiert wurden – es geht um das »Feeling« des Songs, eine Anmutung also, die hier privatisiert wird. Sollte Gayes Familie die Verbreitung von »Blurred lines« erfolgreich unterbinden und das Urteil Schule machen, wäre es fatal. Am Ende müsste jeder Club dieselben drei Klassiker spielen. Und dann wieder vorn beginnen.   oko
Sprechende Puppen
Barbie. Schlimmer als Chucky ist nur Hello Barbie. Die neue Barbiepuppe ist ausgestattet mit einem Mikrofon, einem Lautsprecher und einer WLAN-Schnittstelle. Damit sie nicht nur programmierte Sätze sprechen, sondern sich unterhalten kann, zeichnet die Puppe das Geplapper der Kinder auf und speichert es auf dem Server ihres Herstellers. Selbstverständlich nur, um Barbies Sprachkompetenz zu verbessern. Viele Verbraucher sind empört und fordern den Produktionsstopp. In Europa wird es die Puppe nicht zu kaufen geben. Und die Kids in den USA? Die haben schließlich »einen völlig anderen Umgang mit Social-Media-Themen«, wie eine Sprecherin von Mattel Deutschland gegenüber Spiegel Online sagte.   oko