Dummer Banker

Auf der Flucht befindliche Königssöhne, beste Freunde oder Witwen von Diktatoren, Erben schwerreicher Ölmagnaten oder Rechtsanwälte, die im Auftrag lieber anonym bleiben wollender Regierungen handelten – bis vor kurzem war das Personal in der Spammer-Welt sehr überschaubar zusammengesetzt. Was mittlerweile wohl auch der E-Mail-Betrügeria zu langweilig wurde, denn statt langer, verwickelter Geschichten über große Millionenvermögen, von denen man gern einen Teil abhaben kann, wenn man dem Absender nur endlich eine Mail schickt und dazu vielleicht noch die eigenen Kontodaten, gibt es nun eine Neuerung: »Lieber Freund, Guten Tag, schreibe ich Ihnen um für die Hilfe auf Vorschlag bitten, übertragen eine große Geldbetrag für Ihr Land«, so beginnt die Mail. »Ich bin ein Banker von Beruf und Wohnsitz in den Niederlanden«, erklärt der Absender weiter, und wenn man an einer Zusammenarbeit mit ihm interessiert sei, möge man ihn bitte unter folgender E-Mail-Adresse kontaktieren. »Mit Freundlichen Grüßen«.
Bedauerlicherweise dürfte das ebenso stilvolle wie schlichte Schreiben nur wenig Aussicht auf Erfolg haben und damit dann bald auch wieder die große Zeit der verzweifelten Diktatorenwitwen und Konsortiumsanwälte beginnen. Denn hej, »übertragen eine große Geldbeitrag für Ihr Land« ist nun nicht das, was ein durchschnittlich gieriger Empfänger lesen will, denn wer weiß schon, was das Land dann mit der vielen Kohle am Ende anstellt? Neue Finanzämter bauen vielleicht, oder scheußlich anzusehende Plakatkampagnen starten mit fröhlichen blonden Menschen, die erklären, sie seien das Land? Jou. Beziehungsweise: Tztztztz. Nicht mal von »würden wir Ihre Mühe angemessen entlohnen« ist die Rede, so geht das alles ja nun wirklich nicht, was ein dummer Banker, das.