Que(e)r durch die Stadt

Am Samstagabend, an dem das Wetter sich von der besten Seite zeigte, trafen sich im Berlin-Lichtenberg bunte Menschen, um Zug zu fahren. Angenehmer bei der Hitze wäre es im klimatisierten Museum oder gleich See. Doch sie wollten ein Zeichen setzen für Vielfalt und Solidarität. Da kam sie schon, eine stinknormale gelbe S-Bahn, die mit Hupen die Fahrgäste empfing. Doch es war nicht irgendeine S-Bahn, sondern der »CSD on the Rail«. In der Fahrerkabine eine Regenbogenfahne, Luftballons in den Abteilen und aus den Lautsprechern eine ungewohnt gutgelaunte Stimme: »Herzlich Willkommen im Zug der Vielfalt nach Charlottenburg! Habt Spaß, Leute!« Zu Beginn waren noch einzelne Plätze frei, doch je näher der Zug der Innenstadt kam, desto voller wurde er. »Wir wollen ja auch nicht sitzen, sondern tanzen«, motivierte ein Fahrgast weitere Menschen, sich in die Waggons zu quetschen. Der CSD-Sonderzug wurde von der Berliner S-Bahn gesponsert und galt als Spendenzug für den »Christopher Street Day«, der am 27. Juni stattfindet. Zum einen Feiern und zum anderen Spenden, das war auch wohl das Ziel der Veranstalter. Fahrgäste, die verblüfft einstiegen, wurden schnell mitgerissen. Die Musik, die bei einer gewöhnlichen Zugfahrt über Kopfhörer kommt, schallte durch den ganzen Zug. »Andere gehen in die Disko, wir fahren Zug«, sagte eine Spendensammlerin. Es gab nicht nur Musik zum Mitsingen, sondern auch diverse Liveacts. In Charlottenburg wurde der Zug von Leierkastenmusik begrüßt. Das klang zwar eher nach Volksfest, doch Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) wollte den Fahrgästen auf seine Art eine Freude machen. »Alle sollen Zug fahren« war der Beitrag von S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner und Sissy Kraus verlas nette Grußworte von der Integrationsbeauftragten Dilek Kolat (SPD). Die Fahrgäste wollten wieder rein in den bunten Zug, zurück nach Lichtenberg, denn diese Fahrt war gleich, aber anders.