Size does matter

Ant-Man. Was ist das nur für eine verwegene Idee, in Zeiten, denen die Sichtbarkeit soviel gilt und wo keine Möglichkeit ausgelassen wird, sich größer zu machen, als man tatsächlich ist, das Schrumpfen als Superkraft zu verkaufen? »Ant-Man« hat es mit der Ironie, die Paul Rudd, Hauptdarsteller des verfilmten Marvel-Klassikers und in den USA gefeierter Comedy-Star, wunderbar umsetzt. 130 Millionen Dollar wurden investiert, um den Ameisenmann auf die Leinwand zu bringen, der in Gefechtsgröße von seinen herumkrabbelnden Artgenossen kaum zu unterscheiden ist. Allein, er ist nicht nur superklein, sondern auch megastark! Was die Drehbuchautoren, zu denen auch Rudd selbst zählt, nicht dazu verleitet hat, den Film mit einer epischen Schlacht enden zu lassen, die über das Schicksal der Menschheit entscheidet. Zwar versucht Ant-Mans Kontrahent, die Schrumpfkraft als militärische Waffe zu verhökern. Zur Apokalypse aber kommt es nicht. Stattdessen kracht es nur im Kinderzimmer. Gute Songs von The Cure inklusive.   oko
Duisburg 2010
Love Parade. Während in Berlin die letzten Vorbereitungen für den »Zug der Liebe« getroffen wurden, befasste man sich andernorts mit den Schrecken der Vergangenheit. Am 24. Juli, fünf Jahre nach der Katastrophe, bei der 21 Menschen starben und über 500 verletzt wurden, wurde in Duisburg der Opfer der Love Parade gedacht. »Es ist den Angehörigen der Opfer kaum noch zu erklären, dass es nach fünf Jahren immer noch so viele offene Fragen und so wenig Antworten, so wenig Gewissheit gibt«, sagte Oberbürgermeister Sören Link. Bis Ende September prüft das Landgericht Duisburg, ob die Klage gegen sechs Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung und vier Mitarbeiter des Love-Parade-Veranstaltungsteams von der Staatsanwaltschaft Duisburg zugelassen wird. Gegen Rainer Schaller, den Chef des Veranstaltungsteams, sowie den damaligen Bürgermeister Adolf Sauerland wurde nie ermittelt. Betroffene haben die Nachsorgestiftung »Duisburg 24.07.2010« ins Leben gerufen.   oko
Pionier des Krautrock
Dieter Moebius. »Unsere Musik taugte nicht für Radios, das war doch klar«, soll Dieter Moebius mal gesagt haben. Das sollte insbesondere für die deutsche Medienlandschaft gelten. Denn was unter anderem Moebius Ende der sechziger Jahre im Umfeld des Berliner Zodiac Free Arts Lab in stundenlangen Sessions prägte, stieß eher im Ausland auf offene Ohren: Krautrock. Zusammen mit Hans-Joachim Roedelius und Conrad Schnitzler gründete der 1944 in Sankt Gallen geborene Moebius 1969 die Band Kluster, deren erste beiden Alben in nur einer Nacht aufgenommen wurden. 1973 gründete er Harmonia – ebenfalls mit Roedelius sowie dem zuvor bei Kraftwerk und Neu! aktiven Michael Rother. Man verließ Berlin und richtete sich auf einem alten Bauernhof im niedersächsischen Forst ein. Dieter Moebius hat im Laufe seiner musikalischen Karriere mit unzähligen Musikern zusammengearbeitet und sich dabei immer eher im Hintergrund gehalten. Am 20. Juli ist er im Alter von 71 Jahren gestorben.   oko
Unbezahlte Stadtverschönerung
Verteilerkästen. »Wer immer schon mal einen dieser grauen Kästen von der Deutschen Telekom verschönern wollte, kann das nun ganz legitim und einfach, ohne nächtliche Sprayaktion mit Maskierung«, heißt es auf dem Blog der Telekom. Kurzes Augenreiben und man fragt sich, ob auch die Plakatierer betroffen sind, die endlich in aller Ruhe Schicht um Schicht Papier auftragen dürften, bis der feiste Plakatmantel durchsuppt, unter seiner Last vom Kasten schält und abfällt, damit man wieder von vorn beginnen kann. Aber: alles anders als gedacht. Die Telekom will mitreden bei der Stadtverschönerung von unten. Die Motive sollten »ethisch, politisch und religiös neutral sein und dürfen keine kommerzielle Werbung enthalten«. Außerdem muss jedes Motiv genehmigt werden. Was aber, wenn man einen Stromkasten sprühen will?   oko