Ab in die Galaxis

Etwa 100 Menschen protestierten vergangene Woche gegen den Auftritt Xavier Naidoos auf den Thurn-und-Taxis-Schlossfestspielen im bayerischen Regensburg. Die Demonstranten folgten dem Aufruf des Bündnisses »gegen Reichsbürgertum, Chemtrailparanoia, Echsenspinnerei & Co«. Mit Transparenten wie »Wir nehmen euch alles! Der Fürstin ihre Ländereien und Xavier Naidoo die Bühne« zog die Demonstration vom Bahnhofsvorplatz durch die mittelalterliche Altstadt zum Eingang der Schlossanlage, wo am Abend Naidoos Konzert stattfand. Einige der 3 200 Besucher des High-Society-Events blickten irritiert, die meisten ignorierten die Kundgebung. Der Popsänger Naidoo behauptet, dass Deutschland immer noch ein »besetztes Land« sei. Neben seiner Nähe zur sogenannten Reichsbürgerbewegung bedient er sich in seinen Songtexten auch antisemitischer Stereotype. In dem Lied »Raus aus dem Reichstag« ver­ortet Naidoo mit der Zeile »Baron Totschild gibt den Ton an« das Zentrum der Macht bei der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild. In ­einem Feature mit dem Rapper Kool Savas schildert Naidoo außerdem detailgenau, wie ein Kindsmörder umgebracht wird. Auch wegen der darin enthaltenen Zeile »Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?« wird er als homophob kritisiert. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ist die Schirmherrin der Schlossfestspiele. Die radikale Katholikin und Abtreibungsgegnerin erklärte 2001 in einer Talkshow die hohe Aids-Rate Afrikas damit, dass »der Schwarze« so gerne »schnackselt«. Zum zehnten Jubiläum der Festspiele lud die Fürstin 2012 Viktor Orbán, den autoritären Ministerpräsidenten Ungarns, nach Regensburg ein. In einer Ansprache bezeichnete sie ihn als »Held«, der sein Volk »in die Freiheit« führe. Mit Parolen wie »Thurn und Taxis – ab in die Galaxis« und »Flüchtlinge bleiben, Gloria vertreiben« drückten die Demonstranten ihre Abneigung gegenüber der Adeligen aus.