Berlin Beatet Bestes. Spezial-Folge 303.

Kein Wunder, dass Björk weint

Berlin Beatet Bestes. Spezial-Folge 303.

Normalerweise sind Andi und ich ja ganz groß im Stullen-mit-ins-Flugzeug-nehmen. Haben wir aber dieses Mal nicht gemacht. Ich dachte, das Essen im Flugzeug wird schon reichen. Entgegen Andis Wunsch wollte ich früh im Flugzeug sein, damit ich mir nicht nur den Tagesspiegel, die BZ und die Süddeutsche Zeitung, sondern auch die Gala und den Spiegel nehmen kann. Für eine kurze Flugstrecke reicht eigentlich die Gala und die Süddeutsche liest man sowieso nicht, wenn man Bild oder People durchblättern kann. Wir also voll schnell im Flieger, aber … niemand steht da mit Zeitschriften. Nicht mal die Morgenpost gab es. Während des Fluges wird einem nicht mal ein Glas Wasser angeboten. Du bekommst nix von Wow Airlines. Wow ist so wie Ryan Air oder Easyjet. Das hatte uns aber keiner gesagt. Dann noch eine Stunde Verspätung und Rumhängen auf dem Flughafen von Island. Mittlerweile waren wir so ausgehungert und nahe am Verdursten, dass wir uns für 25 Euro zwei Miniwasserflaschen und drei Sandwiches kaufen mussten. Die spinnen, diese Isländer. Und das Land sieht aus wie der Mond und die Häuser wie Baracken, in denen Robbentöter wohnen. Robbenbabytöter. Und das Ganze bei 13 Grad. Kein Wunder, dass Björk immer so viel weint.
Unseren ganzen Trip lang verfolgten wir die Familie von Papa Erklärbär, mit seiner stummen Frau, der stummen Tochter und dem altklugen Sohn. Papa Erklärbär wusste immer alles. Sogar, dass man sich beim Aussteigen in den Staaten beeilen muss, damit es bei der Immigration nicht so lange dauert. Aber wir sind ja auch nicht blöd und rannten einfach an ihm vorbei. In der Schlange waren wir fast die ersten. Jetzt noch schnell die Pässe zeigen, ein paar Fingerabdrücke abgeben, die Koffer holen und fertig. Ha, denkste. Der nette Immigration Officer guckt mich an, dann mein Esta-Visum, wieder mich, dann fertigt er Andi ab, dreht sich wieder zu mir, zeigt auf mein Visum und sagt grinsend: »The second passport number is wrong. There should be a 3 instead of a 2.« Ich lächle und sage, dass er das bestimmt fixen könne. Er lächelt auch und sagt, nee, könne er nicht. Dann kommt ein Polizist mit Waffe und Pfefferspray am Gürtel: »Bring her downstairs.« Ich werde abgeführt, wie eine Schwerverbrecherin. Ich will dem Officer sagen, dass ich doch nur zwei Zahlen vertauscht habe, und er so, ohne zu lächeln: »I don’t think that is the problem.« Damit schiebt er mich in einen Raum, den man von innen nicht so einfach öffnen kann, nimmt mir meinen Pass weg und geht wieder. Eine Stunde saß ich da bei den Immigration-People und fühlte mich, als käme ich in Lampedusa an. Die haben so eine Wir-arbeiten-hier-sehr-sehr-langsam-Taktik und weil wir, die da sitzen, uns alle so fühlen, als hätte wir nicht das Recht, in die USA einzureisen, halten wir die Klappe und warten. Familien versuchen, ihre nörgelnden Kinder zu beruhigen. Wir anderen ohne Kinder starren wortlos vor uns hin. Der Puls im Dauerlauf. Kein schönes Gefühl. Und das eine Stunde lang und alles, nachdem man in diesem Wow-Popelflugzeug nur ein paar Minuten geschlafen hat. Schließlich musste mir ein neues Esta-Visum ausgestellt werden, das ich nochmal bezahlen musste. Als ich endlich rauskam, sagte Andi: »Oh Mann, zum Glück ist das nicht mir passiert.«
Unser Freund Chris hat zwei Stunden in der Flughafenhalle auf uns gewartet. Das Parken kostete 19 Dollar und wir sind noch drei Stunden nach Vermont gefahren. Aber hier ist alles super. Das Haus von Lisa und Chris in Guildford ist mitten im Wald und ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen. Das Geheimnis? Eine Matratze aus Memory Foam! Muss ich mir sofort zu Hause kaufen. Und Ikea nimmt doch die alte Matratze zurück, oder?