Sie greifen an

Die Vögel. In »Findet Nemo« sind Möwen nur zu Egoismus fähig. »Meins, meins, meins«, krächzen sie, mehr spielt sich in ihren kleinen Schädeln nicht ab. Jüngsten Meldungen aus Großbritannien zufolge ist die Möwe sogar noch schlechter als ihr Ruf. »Möwen-Gangs lernen neue Tricks, ihren Strandimbiss zu klauen«, berichtete die Sunday Times. Angeblich seien die Tiere dieses Jahr besonders gefährlich. Im Südwesten der Insel fielen ihnen eine Schildkröte, ein Chihuahua und ein Yorkshire-Terrier zum Opfer. Im Lande Alfred Hitchcocks schlägt die Angst derart Wellen, dass selbst Premierminister David Cameron sich eingeschaltet hat: »Wir haben ein Problem. Ich denke, wir müssen eine ausführliche Debatte darüber führen.« Hierzulande geht das so: Man sitzt in Sassnitz auf einer Bank, teilt seine Pommes – schön mit Ketchup und Mayo – mit einer Silbermöwe, die sich herzlich dazugesellt hat, und schon kräht ein Spaziergänger los: »Das ist hier verbooooten! Das kostet Straaaafe«. Was sagt nur Angela Merkel dazu?   oko
In die Karten schauen
Kurt Cobain. Tote werden oft sehr lebendig, wenn es ums Geld geht. Man kann den notorischen Vorwurf der Schlaumeier nicht mehr hören, die das Musikgeschäft mit dem immergleichen Argument zu entlarven suchen. Na logisch, von billigen Wiederveröffentlichungen braucht niemand zu sprechen. Wie aber verhält es sich bei unveröffentlichtem Material großer Künstler, das womöglich niemand zutage fördern würde, wenn kein kommerzielles Interesse dahinter stünde? Wie ist zu bewerten, dass am 6. November ein neues Album von Kurt Cobain erscheinen wird? Rechtzeitig zur Veröffentlichung der DVD/Blue Ray der Dokumentation »Montage of Heck«, deren Regisseur, Brett Morgen, im Zuge seiner mehrere Jahre andauernden Recherche auf das Tonmaterial gestoßen ist. Wenn Morgen davon spricht, die »außergewöhnlichen Aufnahmen« böten einen »Einblick in den kreativen Prozess« Cobains und trügen zum Verständnis des Künstlers als Musiker und Mensch bei, fröstelt’s einen schon etwas.   oko
Alles klar
Freiwild. Die Wurzeldenker der Band Freiwild, jüngst als »konservative Antifaschisten« (Klaus Farin) bezeichnet, stellen in einem Statement alles richtig. Jetzt endgültig und ganz wirklich: »Es gibt Menschen, die wir heute mehr und mehr und stolzer als bisher als unsere Fans und großartige Menschen bezeichnen: Es sind diejenigen, die für Menschlichkeit und Zivilcourage einstehen, Menschen, die unsere Gedanken teilen und sich verdammt noch mal vehement und entschlossen gegen die Brandstifter und Fremdenhasser stellen.« Und weiter: »Es ist Wurscht, wie sich solche Idioten und Gruppierungen nennen, ganz egal ob ›Pegida‹, ›AfD‹, ›Keine Asylanten in … ‹ und so weiter: Ihr seid scheiße und diese Scheiße werden wir nicht zulassen! Nicht bei uns und nicht mit dieser Band!!!« Und: »Für diejenigen, die das anders sehen (…), gilt Folgendes: Ihr seid hier nicht willkommen, ihr seid nicht Teil von uns, verpisst euch, wir sind die gänzlich falsche Band für euch.«  oko
Nur echt mit sieben Punkten
Marienkäfer. Der Marienkäfer ist zurück. Juhuuu! Aber Moment mal, war er denn jemals weg? Für das Laienauge jedenfalls nicht. Denn viele Variationen des Asiatischen Marienkäfers gleichen dem Siebenpunkt-Marienkäfer, um dessen Erhalt Forscher jahrelang bangten. »Jetzt hat sich der Siebenpunkt bekrabbelt, er wird wieder regelmäßiger beobachtet«, kalauerte Werner Schulze, der Sprecher des Bundesfachausschusses Entomologie beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Forscher des Julius-Kühn-Instituts (JKI) in Kleinmachnow haben herausgefunden, dass dem Siebenpunkt dank des Klimawandels eine hervorragende Zukunft bevorsteht.   oko