Katerfrühstück

Man kommt nicht umhin, die bizarre Antilopenmaske zu erwähnen, die dieser junge Pianist sich überstreift, um zu Lambert zu werden. Schon allein, weil sie bei vielen den Reflex auslöst, das Kunstprojekt pophistorisch verorten zu wollen – wenn man schon nichts über den Typen wissen und verbreiten darf, soll er auf andere Weise wegsortiert werden. Und so werden die üblichen Maskenträger herbeizitiert, von Cro über Daft Punk bis Sido. Dass die mit Lamberts gelassenen Pianominiaturen nichts gemein haben, steht auf einem anderen Blatt. Und ob sich hinter der Maske der Komponist Nils Frahm verbirgt, der zuletzt die Musik zum Erfolgsfilm »Victoria« schrieb, sollte eigentlich nicht weiter interessieren. So naheliegend die Spekulation auch sein mag, denn auch Lambert fertigt Soundtracks unter anderem die Musik von »Hedi Schneider steckt fest« stammt aus seiner Feder, genauso wie diverse »Re-Works« von Deichkind bis Moderat. Man sollte sich nicht darum scheren, welcher Name in Lamberts Personalausweis steht.
»Stay in the Dark«, Lamberts zweites Album, wurde nachts aufgenommen. Wenn die Uhr Mitternacht schlug, setzte er sich ans Klavier, heißt es, um diese zwölf Stücke entstehen zu lassen, die mal an die von Eric Satie inspirierten Schelmenstücke von Chilly Gonzales erinnern, mal der sachten Dudelei eines Yann Tiersen sehr nahe kommen. Sollte man Lambert deshalb Gefälligkeit unterstellen? Ja, unbedingt. Und zwar eine herrlich ausgefuchste, die an verkaterten Sonntagen ihre wahre Größe entfaltet.

Lambert: Stay in the Dark (Staatsakt/Rough trade)