Willkommen in Heidenau

Dass aus Heidenau keine nennenswerten Ausschreitungen besorgter Bürger gemeldet wurden, liegt nicht etwa daran, dass dort nicht weiter unverdrossen gegen Flüchtlinge gehetzt würde – wie ein Eintrag in der Facebook-Gruppe »Heidenau hört zu« vor zwei Wochen demonstrierte: Ein Handyfoto zeigt zwei junge, dunkelhäutige Männer auf einer Heidenauer Straße. Einer, der durchaus noch ein Kind sein könnte, posiert an die Motorhaube eines BMW gelehnt, während der andere ihn knipst. Aufgenommen wurde die Szene von jemandem, der sie offenkundig vom Wohnungsfenster aus beobachtet hatte, und das nicht etwa so, wie man eben aus seinem Fenster schaut, sondern heimlich und halb versteckt. Der Text, der neben das Foto gestellt wurde, zeigt das volle Ausmaß an Gehässigkeit, Neid und Empathielosigkeit, zu dem man in Heidenau fähig ist: »Traumatisierte Fachkräfte« beginnt er, »begutachten und befummeln Fahrzeuge auf der Röntgenstraße in Heidenau, lümmeln sich drauf und machen Fotos.« Und endet mit den Worten: »Nur ein Tipp an euch: Von unseren Sozialleistungen könnt ihr euch keinen BMW leisten.« Die ersten Kommentare unter dem Foto standen dem Eintrag an Gemeinheit nicht nach. Von »Pfoten abhacken« und »ostdeutsche Power zeigen, mitten ins Gesicht« bis hin zu Warnungen vor nun sicher folgenden Verbrechensserien war alles dabei, was besorgten Bürgern zum Thema »Asylbewerber« einfällt. 354 Mal wurde das Foto dann geteilt, versehen mit vielen Kommentaren wie »Abknallen die wandelnden Dachpappen«. Immerhin gab es auch andere Reaktionen. Ein Leser schrieb den Heidenauern: »Das schreit nach Rache. Ich denke, ihr solltet euch zusammentun, nach Syrien fahren und dann setzt ihr euch mal auf deren Autos und macht Fotos. Die sind dann sicher nicht so mutig und fotografieren euch hinter der halb geschlossenen Jalousie aus’m Fenster, um das dann zur freien Meinungsäußerung auf Facebook zu posten.«