Ewig böse Linksextreme

Werner Patzelt ist ein verständnisvoller Mann. Der Politikprofessor der TU Dresden gibt sich seit einem Jahr sehr viel Mühe, in dem Rassismus von Pegida und AfD vor allem legitime Sorgen zu erkennen. Nachdem es am Rande einer Nazidemonstration in Leipzig zu Auseinandersetzungen zwischen Linken und Polizei gekommen war, bat die Welt nicht eine Person der lokalen Politikwissenschaft um eine Einschätzung, sondern Patzelt – nicht überraschend, was dabei herauskam. Verächtlich berichtet er vom Kampf der »Linksextremisten« gegen das »ewig Böse«, also beispielsweise Neonazis, und suggeriert damit, diese stellten keine ernstzunehmende Gefahr mehr dar. Auch über den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) weiß der Politologe so einiges zu erzählen, etwa dass dieser sich jetzt entsetzt zeige, im Kampf gegen Legida aber »Gewalt gegen rechts« noch »billigend in Kauf« genommen habe. Eine Behauptung, die an Ignoranz kaum zu überbieten ist: Jung stand mit linker Militanz schon immer auf Kriegsfuß.
Doch Patzelt weiß noch mehr: Das linke Viertel Connewitz, in dem der Naziaufmarsch ursprünglich stattfinden sollte, sei eine »No-go-Area«. Dass die Polizei dort seit knapp zwei Jahren einen Posten unterhält, scheint er hingegen nicht zu wissen. Links gelte in Deutschland grundsätzlich als gut, rechts als schlecht. Warum dann die CDU die Bundeskanzlerin stellt, erklärt er nicht. Weiterhin phantasiert Patzelt, dass noch heute viele Linke wie einst die RAF der Meinung seien, dass »natürlich« auf »Bullen« geschossen werden dürfe. Die ganz realen Schüsse des NSU und die weit über 100 anderen rechtsextrem motivierten Tötungsdelikte der vergangenen 25 Jahre ignoriert er dabei geflissentlich. Und schließlich: Von Pegida und NPD gehe auf Demonstrationen nur in Einzelfällen Gewalt aus. Woher soll ein Politikwissenschaftler auch wissen, dass Rassismus per se Gewalt bedeutet?