»Sitzblockade nicht möglich«

Ende Juni zogen einige Dutzend Pegida-Anhänger mit Deutschlandfahnen und einem großen Frontbanner durch Nürnberg. Unvermittelt brachen zwei Teilnehmer aus der Demonstration aus, schnappten sich das Transparent und versuchten, vor der Polizei zu flüchten. Hunderttausende erfreuten sich an der Videodokumentation des Vorfalls auf Youtube. Nun wurden zwei 21jährige Männer für die Tat verurteilt. Jakob ist einer der beiden und hat mit der Jungle World gesprochen.

Du wurdest wegen fahrlässiger Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe in Höhe von 450 Euro verurteilt. War das denn die Sache wert?
Aufgrund der großen Unterstützung, die ich aus meinem Umkreis und der linken Szene erfahren habe, war es das auf jeden Fall wert. Durch Spenden und eine Soliparty gab es auch finanzielle Hilfe.
Was habt ihr euch denn von der Aktion erhofft? Kann man damit Pegida beeindrucken?
Pegida irgendwie einzuschränken, stand nicht im Vordergrund der Aktion. Wir wollten Medienpräsenz schaffen, und wie man sieht, hat das auch ganz gut geklappt. Einige meiner Freunde sind Lehrer und haben mir davon berichtet, wie ihre Schüler von sich aus das Thema im Unterricht ansprachen. Wir haben es ein Stück weit geschafft, Menschen wachzurütteln und zu thematisieren, was heutzutage eigentlich für Leute auf die Straße gehen.
In dem Youtube-Video sehen die Pegida-Anhänger nach der Aktion in erster Linie ganz schön verdutzt aus. Wie kommt es, dass du auch wegen Körperverletzung verurteilt wurdest?
Wir sehen unsere Aktion als zivilen Ungehorsam. Der Geschädigte, der die Pegida-Demonstration auch angemeldet hatte, klagte über Schmerzen. Die kommen daher, dass sich eine verkrampfte Faust wieder geöffnet hat. Er hat sie erlitten, weil er das Transparent nicht loslassen wollte.
Der Richter zitierte in seiner Urteilsbegründung Rosa Luxemburg. Ist dir die Freiheit Andersdenkender egal?
Mir sind die Rechte anderer nicht egal. Ich erkenne jede Meinung an, die andere nicht einschränkt. Hier muss man schauen, was Pegida ist, und man muss überlegen, was man mit was vergleicht. Pegida hetzt gegen Flüchtlinge. Durch die enorme Polizeipräsenz war keine Sitzblockade möglich. Eine Einzelaktion war leider das einzig Mögliche in diesem Moment. Das finden wir schade, weil eine Sitzblockade das Meinungsbild von vielen widerspiegelt, nicht nur von zwei Personen. Wir haben in der Situation keinen anderen Weg gesehen.