Gut in Form

Man hat geahnt, dass sie sich mögen. Wladimir Putin hält Donald Trump für »brillant« und »talentiert«, der attestierte dem russischen Präsidenten: »Er führt sein Land.« Aber wohin? Bei seiner alljährlichen Pressekonferenz am 17. Dezember gab Putin darüber nicht wirklich Auskunft, präsentierte sich aber einmal mehr so, wie ihn seine Fans lieben: als vielseitiger Politiker, der die Weisheit ­eines Peter Scholl-Latour mit der Tatkraft eines Joseph Blatter vereint. Da wäre zunächst Putin, der Mann. Er scheint nicht zu altern, so dass eine russische Journalistin ihn »als Frau« dafür lobte, dass er »in so guter sportlicher Form ist«, mögen westliche Neider auch über die Ursachen einer gewissen Steifheit in seinem Gang und eine Botox-Behandlung spekulieren. Putin mag distanziert wirken, zeigt aber gerne, wie nahe er im Herzen dem einfachen Volk ist, indem er eine kleine Obszönität einstreut: »Die Türken haben sich entschieden, die Amerikaner an einer gewissen Stelle zu lecken.«
Putin, der Staatsmann, beherrscht hingegen meisterhaft die hohe Kunst der Diplomatie. Er hat die wohl eleganteste Formulierung für eine militärische Intervention gefunden: »Wir haben nie gesagt, dass dort keine Leute sind, die sich mit der Lösung bestimmter Fragen befassen, auch in der militärischen Sphäre«, sagte er über die Ostukraine. Putin, der Mann des Friedens, führt keinen Krieg, auch in Syrien findet eher so etwas wie ein Manöver statt: »Wir leiten einfach einfach einen Teil unserer Ressourcen zu den Operationen in Syrien um. Es ist kaum eine bessere Trainingsübung denkbar.« Die Amerikaner verschleudern Billionen für ihre Kriege, die Russen bekommen ihre Friedensmissionen umsonst. Putin, der gescheite Ökonom, hat daher natürlich auch die Wirtschaftskrise Russlands fast bewältigt. Doch auch ein großer Staatsmann muss dazulernen. »Ich hatte von den Turkmenen noch nichts gehört«, erzählt er. Er hat also deren Siedlungsgebiet in Syrien in aller Unschuld bombardiert, und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, dieser Schlawiner, hat ihm nie etwas von Turkmenen erzählt. Der Weltfrieden wäre also nicht fern, wenn man Putin öfter anrufen würde, um ihn über die wenigen Dinge zu informieren, die er noch nicht weiß. Und wenn man nicht immer gleich von Krieg reden würde, nur weil Leute sich mit der Lösung bestimmter Fragen befassen oder in wärmeren Gegenden trainieren wollen.