Ein normaler Typ

Anlässlich des 70. Geburtstags des Filmregisseurs David Lynch am 20. Januar erscheint eine Übersetzung von selbstverfassten Texten über sein Leben, seine Arbeit – und die Transzendentale Meditation, der Lynch frönt und die er bewirbt. Denn Ideen fangen sei wie Fische fangen und die großen Fische befänden sich in den Tiefen des Bewusstsein, wo man sie nur mittels der Mediation erhaschen könne. Die Meditation helfe ihm, den »Gummi-Clownsanzug der Negativität« zu verlassen. Weitere Weisheiten – »Behalte den Doughnut im Auge, nicht das Loch« – klingen wie von Special Agent Dale Cooper höchstpersönlich im Double R Diner bei a damn fine cup of coffee und einem Stück cherry pie im unheimlichen Twin Peaks geäußert. Lynch bewirbt auch seine Stiftung, die sich für den Einsatz der Meditation an amerikanischen Schulen engagiert – und für den Weltfrieden. Über sein filmisches Schaffen erfährt man leider wenig. Vorbilder wie Billy Wilder, Fellini, Hitchcock und Kubrick werden nur kurz erwähnt, erhellende Anekdoten zu einzelnen Filmen sind rar. Den Übergang vom analogen zum digitalen Kino preist Lynch als Zugewinn an Möglichkeiten. Er pflegt den Mythos um seine Person und auch seine Filme wie »Eraserhead«, »Blue Velvet« und »Mulholland Drive«. Aber seine Zusammenfassung klingt dann doch eher nach einer straight story: »Ich bin nur ein Typ aus Missoula, Montana, der sein Ding macht und seinen Weg geht wie jeder andere auch.«

David Lynch: Catching The Big Fish. Aus dem amerikanischen Englisch von Jochen Stremmel. Berlin 2016, Alexander-Verlag, 160 Seiten, 14,90 Euro