Liturgisches Gebretter

Kürzlich stand Phil Anselmo, ehemals Sänger der überaus einflussreichen Thrash-Metal-Band Pantera, auf der Bühne, reckte den rechten Arm zum Hitlergruß und brüllte strunzbesoffen »White Power« ins Publikum. Seitdem beschäftigt die Frage, wie es im Metal um Rassismus und Rechtsextremismus steht, auch den Mainstream. Erfreulicherweise gibt es diese Diskussion nun – und sie wird für Anselmo wohl nicht gut ausgehen.
Angesichts der politischen Ausfälle von Vertretern des Black Metal war hier die Aufmerksamkeit seit den Anfangstagen des Genres geschärft. Und so beginnt, sobald man eine neue Band für sich entdeckt hat, stets die gleiche Suche: Handelt es sich wieder um gefährliche Idioten mit einem Faible für brennende Kirchen, Vulgärdarwinismus und Adolf Hitler? Bei Batushka, einer polnischen Band, die sich zwischen rasendem Black Metal und atmosphärischem Doom bewegt, bleibt das zunächst ungeklärt. Bislang findet man kaum Informationen über die Band, »Litourgiya« ist ihr Debütalbum, die Bandmitglieder geben sich nicht zu erkennen. Für eine politische Einschätzung bieten auch die Texte keinen Anhaltspunkt, sie sind in Kirchenslawisch verfasst, einer traditionellen Liturgiesprache, die vor allem in der orthodoxen Kirche Verwendung findet. Also: nichts Verdächtiges bislang.
»Litourgiya« ist großartig. Es beginnt mit diesen Gitarren, die so wunderbar zupackend und scharfkantig klingen. Die Produktion ist druckvoll und differenziert, acht Songs auf höchstem Niveau. Und auch wenn wenig darauf hindeutet, dass Batushka mit Sinn für Ironie gesegnet sind wie Peter Steele, so erinnert »Litourgiya« durch seinen tiefen Sakralgesang und seine Melancholie durchaus an Type O Negative.
Batushka: Litourgiya (Witching Hour ­Productions)