Plan B

Düstere Zeiten bringen es mit sich, dass man sich sogar um seine politischen Gegner Sorgen macht, weil ja alles noch wesentlich schlimmer kommen könnte. Man muss die US-Republikaner nicht lieben, doch immerhin handelt es sich um eine der beiden bedeutendsten bürgerlichen Parteien der Welt, so dass man allen ihren Politikern Glück wünschen muss, die sich ­bemühen, die Trumpocalypse zu verhindern oder wenigstens ihre Folgen zu mildern. Das ist kein leichtes Unterfangen, wenn man eine Spaltung der Partei verhindern will. Da Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur allenfalls noch um diesen Preis verhindert werden kann, versuchen sich dessen ­innerparteiliche Gegner nun an einem Plan B, zu dem sich aber keiner von ihnen offen bekennen kann: Es gilt, Trumps Wahlkampfanstrengungen unauffällig zu hintertreiben und zugleich alles dafür zu tun, die republikanische Mehrheit im Kongress zu erhalten. Denn sollte Trump Präsident werden, wäre ein Amtsenthebungsverfahren noch der harmloseste Ausgang, während bei einer Niederlage dessen unorganisierte Anhänger wohl nicht in der Lage wären, eine stabile Fraktion wie die Tea Party zu bilden.
Trump ist der Mangel an Enthusiasmus für seine Kandidatur nicht entgangen. »Es wäre hilfreich, wenn die Republikaner uns ein klein wenig unterstützen würden«, nörgelte er. Doch wenngleich das ­republikanische Establishment Trumps Wahlkampf nicht offen sabotieren will, bleiben viele distanziert. Sie würde Trump »unterstützen«, ihm aber nicht »beipflichten« (»support, but not endorse«), sagte die Senatorin Kelly Ayotte. Die Haltung vertritt Senator Ron Johnson, der darauf besteht, »support« und »endorse« seien »völlig verschiedene Dinge«. Beide müssen sich im Herbst zur Wahl stellen, und sie können auf die Unterstützung eines Republikaners rechnen, den die US-Amerikaner nun wieder in milderem Licht sehen. George W. Bush, der Trump weder support noch endorsement gewähren will, unterstützt den Wahlkampf gemäßigter Republikaner. Man mag etwas mehr politische Standhaftigkeit für wünschenswert halten, aber auch eine Verschwörung kann ihren Wert haben – wenn sie erfolgreich ist. Doch es gibt zwei Probleme. Mit ihren schwammigen und widersprüchlichen Aussagen entsprechen die gemäßigten Republikaner dem Klischee des prinzi­pienlosen Establishments. Das könnte Trump nutzen. Verheerend wäre überdies, wenn beide, Trump und Bush, Erfolg haben. Die Republikaner haben Rechtsextreme stets integriert, aber auch marginalisiert, bis Trump dieses Milieu um sich scharte. Nicht willens oder fähig einzusehen, dass die alten Methoden des politischen Managements nicht mehr funktionieren und es auch im eigenen Interesse an der Zeit wäre, zur offenen Konfrontation überzugehen, könnten die gemäßigten Republikaner Trump die Senatsmehrheit sichern. Dann bedürfte es eines Plans C.