Weste mit Henkel

Triggerwarnung: In diesem Text geht es nicht um Anschläge, Morde, Amokläufe, Tote, Verletzte und die allgemeine Bedrohungslage. Er enthält außerdem nichts Empörenswertes. Es geht nur um einen kleinen Hund.
Norwegen, Sonntagnachmittag, 30 Grad im Schatten und kein Ende der Hitzeperiode in Sicht. Also auf zum übernächsten See, wo schon eine Menge abkühlungsbedürftiger Menschen das tun, was abkühlungsbedürftige Menschen eben so tun: mit viel Gequietsche ins Wasser springen oder still und leise hineingehen, um dann umgehend in ihrer jeweiligen Sprache »Ist das schön!« zu rufen. Bloß ein kleiner Hund, der mit Herrchen und Frauchen baden gegangen ist, ruft nichts, sondern beschränkt sich darauf, ekstatisch hin- und herzupaddeln, stolz Stöckchen anzuschleppen und, aber das ist nur eine Vermutung, schon Pläne zu machen, wen er von den an Land Gebliebenen nassspritzen wird, wenn er erst wieder am Ufer ist und sich das Wasser aus dem Fell schütteln wird.
Das dürfte allerdings schwierig werden, denn der Hund ist angezogen. Er trägt nicht etwa irgendein fashionable Badedings, sondern etwas signalrotes – und was das genau ist, wird erst klar, als ein weiterer so bekleideter Hund, der von einer Frau in einem Boot auf dem See herumgepaddelt wird, in die Nähe kommt. Das Ding ist eine Schwimmweste oder Redningsvest, nur eben für Hunde. Und wird für rund 35 Euro in skandinavischen Hundefreunde-Shops angeboten. Interessanterweise ist das Teil mit einer Art Henkel ausgerüstet, so dass Hundchen mit einem Griff gepackt und aus dem Wasser gezogen werden kann, egal, ob es will oder nicht, was man sich auch für blaulippige Kinder wünscht, aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls: Eine Welt, in der Menschen ihren Hunden Spaß im Wasser ermöglichen wollen, ohne dass den Tieren was passieren kann, ist nicht ganz schlecht.